Die entschwärzten Protokolle aus dem Robert-Koch-Institut (RKI) geben Einblick darin, wie in der Corona-Zeit Entscheidungen fielen. Die Wissenschaftler machten Empfehlungen, die Politik ignorierte sie oft. Was politisch beschlossen wurde, maskierte man im Nachhinein als Resultat der Wissenschaft.

In der Zeit spricht nun ein Mitarbeiter des RKI über die Zusammenarbeit mit dem deutschen Bundesministerium für Gesundheit. Dieses habe teilweise «heftig» Druck auf die Institutsangestellten ausgeübt.

Immer wieder habe es mündliche Anweisungen gegeben, deren Umsetzung den Leuten beim RKI schwergefallen sei, da sie nicht wissenschaftlich begründbar gewesen seien. Der Bitte um schriftliche Ausformulierung sei das Ministerium dabei fast nie nachgekommen. Denn man habe das nicht «aktenkundig» haben wollen.

Dabei wurde die Tatsache genutzt, dass das RKI dem Bundesgesundheitsministerium unterstellt ist und kaum frei agieren kann. Entsprechend gibt es Forderungen, dem Institut mehr Kompetenzen zu geben. Dann wäre es diesem möglich, an der Politik vorbei Empfehlungen und Stellungnahmen abzugeben.

Die aktuellen Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach gehen aber exakt in die andere Richtung. Er möchte ein neues Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin aufbauen und dem Robert-Koch-Institut so einen Teil der Aufgaben entziehen.

Der Informant vermutet, Lauterbach wolle damit das RKI und dessen wissenschaftlichen Einfluss «gezielt schwächen» und seinen eigenen Entscheidungsrahmen vergrössern.