Die Istanbuler Friedensgespräche zwischen der Ukraine und Russland im Frühjahr 2022 sind gescheitert, nachdem der Westen der Ukraine geraten hatte, den ausgehandelten Deal nicht anzunehmen. Dies bestätigte die ehemalige US-Vizeaussenministerin Victoria Nuland in einem Interview mit dem russischen Journalisten Michail Sygar.

Laut Nuland informierte die ukrainische Regierung während der Verhandlungen in Istanbul ihre westlichen Verbündeten – darunter die USA und Grossbritannien – über den Fortschritt des Abkommens. Zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass eine zentrale Forderung Russlands die militärische Handlungsfähigkeit der Ukraine stark eingeschränkt hätte.

Ein von Russland vorgeschlagener Vertrag hätte der Ukraine drastische Beschränkungen in Bezug auf die Art von Waffen auferlegt, die sie besitzen könnte. Im Gegenzug wären keine vergleichbaren Einschränkungen für Russland vorgesehen gewesen. Diese Ungleichheit führte dazu, dass sowohl innerhalb der Ukraine als auch im Westen Zweifel an der Tragfähigkeit des Abkommens aufkamen, was letztlich den Zusammenbruch der Verhandlungen zur Folge hatte. Laut Nuland setzte sich zu diesem Zeitpunkt die Erkenntnis durch, der Deal würde kein gutes Ergebnis für die Ukraine bedeuten.

Zuvor war spekuliert worden, dass ein Besuch des damaligen britischen Premierministers Boris Johnson in Kiew einen Einfluss auf die Entscheidung Selenskyjs gehabt haben könnte, die Verhandlungen zu beenden. Nuland bestätigte, dass westliche Verbündete der Ukraine nahegelegt hätten, die Kampfhandlungen fortzusetzen.