Ein Mann aus Saudi-Arabien fährt mit einem SUV durch einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg und tötet dabei fünf Menschen. Über 200 Personen werden verletzt. Als mögliches Tatmotiv nennen die Ermittler Unzufriedenheit mit dem Umgang Deutschlands mit saudischen Geflüchteten. Klingt nicht nach einem klassischen AfD-Sympathisanten – und dennoch wird genau dieses Narrativ jetzt überall verbreitet.

«Hört auf, diese Tat für eure Hetze zu instrumentalisieren!» war einer der ersten Kommentare, die ich unter einem Beitrag von mir zum Attentat von Magdeburg auf X zu lesen bekam. So lange man annahm, dass es sich um einen klassisch islamistischen Anschlag handelte, war die politische Linke ausserordentlich bemüht darum, alles und jedem, der öffentlich seine Fassungslosigkeit und Trauer kundtat, politische Instrumentalisierung zu unterstellen.

Wie man jedoch inzwischen weiss, gilt das Verbot für vermeintliche oder tatsächliche politische Instrumentalisierung immer nur für den politischen Gegner. Als plötzlich die Meldung die Runde machte, es handele sich bei dem Mann um einen Islamkritiker, der Sympathien für die AfD zeige und Elon Musk teile, wollte man jedenfalls nichts mehr davon wissen. Mit einem Mal war es völlig legitim, aus dem vermeintlichen Hintergrund des Täters von Magdeburg irgendwelche politischen Forderungen abzuleiten, die man – wie immer – unter dem Begriff «Kampf gegen rechts» subsumieren konnte. X verbieten, AfD verbieten. Am besten Gulag für alle, die den Islam kritisieren.

Dass viele bekannte Islamkritiker sich in den letzten Tagen immer wieder zu Taleb al-Abdulmohsen äusserten und bezweifelten, dass es sich bei ihm tatsächlich um einen Islamkritiker handele, liess man dabei geflissentlich unter den Tisch fallen. Taqiya nennt man es im Islam, wenn ein Muslim ein falsches Gesicht vor sogenannten «Ungläubigen» zeigt, um den Zielen des Islams zu dienen. Immer wieder fiel dieser Begriff in Bezug auf Abdulmohsen.

Vielleicht war er aber auch einfach tatsächlich ein psychisch Gestörter. Seine Postings wirken wirr, widersprüchlich, mitunter paranoid. Ist ein Attentäter Muslim und zugleich psychisch auffällig, wird er von den Medien schnell unter psychisch gestört verbucht. Der Faktor Islamismus wird ausgeblendet. Ist er jedoch angeblich «rechts» und psychisch auffällig, ist er auf jeden Fall rechts. Das nennt man politisch genehmes Framing, das mit Journalismus nichts zu tun hat.

Und selbst wenn man Abdulmohsen seinen Einsatz für saudische säkulare Flüchtlinge abnimmt, obwohl er immer wieder die säkulare Flüchtlingshilfe und andere Ex-Muslime verleumdete und verbal angriff, bleibt die Frage, welche Schnittmenge er wirklich mit der AfD hatte. Vermutlich letztlich nur die, dass er wollte, dass Deutschland weniger islamische Flüchtlinge aufnimmt. Diese Einschätzung teilt er mit der Mehrheit der Bevölkerung. Trotzdem fährt kein Deutscher deshalb mit einem Auto in eine Menschenmenge. Schon gar nicht auf einem christlichen Fest, auf dem sich mehrheitlich Deutsche befinden.

Der Fall Abdulmohsen ist und bleibt ein Fall einer gescheiterten Asylpolitik, der mit Rechtsradikalismus nichts zu tun hat. Diese Migration will die AfD beenden, während die anderen Parteien sie nach wie vor vorantreiben.

Aber um wirkliche Wahrheitsfindung geht es schon seit dem gestrigen Tag nicht mehr. Was der AfD schadet, wird verbreitet. Egal, ob es wahr ist oder nicht. Das Problem ist nur, dass viele Menschen genau das mittlerweile durchschauen. Und so könnte sich der Umgang mit dem Fall Abdulmohsen für die politische Linke abermals zum backlash entwickeln.