Die Amtseinführungszeremonie des 45. und 47. Präsidenten der führenden Weltmacht USA zeigte sich auch in ihrer Schlichtheit eindrücklich. Solche Feiern sind fern von Pomp und aufgeblasenem Gehabe, wie es etwa Frankreich auf den Champs-Elysées inszenieren würde. Man merkt es: Hier inszeniert sich die älteste Demokratie der Welt. Das gilt schon für Wahlvorbereitungen der amerikanischen Präsidentschaftskandidaten.

Diese haben sich jahrelang abzurackern, besuchen ungezählte Kaffeekränzchen, Kirchen und Kegelveranstaltungen. Man hat sich den Wählern vorzustellen: Keine Gruppe zu klein, um ausgewählt zu sein.

Zu den Feierlichkeiten für Donald Trump 2025: In der Kuppelhalle des Kapitols herrschte fast etwas Albisgüetli-Stimmung. Vieles wirkte improvisiert. Ein gemischter Chor junger Sänger und Sängerinnen marschierte auf. Sie sangen «Glory, glory, halleluja!» Wegen des grossen Hutes der First Lady konnte Trump lediglich eine Art «Luftkuss» platzieren. Und es kam sogar zu einer Panne bei der musikalischen Begleitung einer Sängerin, worüber sich der frühere Präsident Bill Clinton diebisch freute. Mehrere Geistliche verschiedener Bekenntnisse begleiteten – typisch amerikanisch – mit ihren Worten und Gebeten die Vereidigung. Sie erflehten den himmlischen Segen für den neuen Präsidenten und die «Nation unter Gott». In seiner Rede wiederholte Donald Trump seine Wahlversprechen.

Die Reaktionen hierzulande waren weniger als bescheiden. Die Journalisten versuchten fast schon krampfhaft, die Amtseinsetzung von Donald Trump zu verdrängen. Im Tages-Anzeiger zum Beispiel sah man das erste Bild von Trump, Gattin Melania und Tochter Ivanka erst auf der siebten Seite. Auf dem Titelbild strahlten drei Moderatorinnen, die irgendwann im Mai den europäischen Gesangswettbewerb moderieren sollen.