Der parteiinterne Druck auf die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken wächst. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, regt sich insbesondere an der Basis deutlicher Widerstand gegen die langjährige Parteichefin. Selbst aus ihrem eigenen Bundestagswahlkreis Calw/Freudenstadt kommt scharfe Kritik. Gerhard Gaiser, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, wirft Esken vor, sie «klebt wie Pattex am Parteivorsitz. Dabei ist sie weder an der Parteibasis noch in der Bevölkerung beliebt».

Infolge der stockenden Verhandlungen zwischen SPD und Union herrscht derzeit ein informelles Stillhalteabkommen. Doch hinter den Kulissen wird bereits offen über Eskens Ablösung diskutiert – auch das Modell der Doppelspitze steht auf dem Prüfstand. Die Parteichefin, die seit Ende 2021 gemeinsam mit Lars Klingbeil die SPD führt, soll laut SZ-Informationen Ambitionen auf ein Ministeramt hegen. Ein Parteifreund kommentierte dies sarkastisch: «Hoffentlich wird sie nicht dahin ‹wegbefördert›.»

Für zusätzliche Brisanz sorgt die Entscheidung, den Bundesparteitag von Dezember auf Ende Juni vorzuziehen. Kritiker fordern, Esken solle bis dahin ihren Rückzug erklären. In manchen SPD-Kreisen heisst es gar, die Partei sei unter ihrer Führung für viele traditionelle Wähler nicht mehr wählbar – auch wegen der engen Verbindung zu Bundeskanzler Scholz.

Zwar erhält Esken Rückendeckung von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, doch der Rückhalt in der Breite scheint zu bröckeln. Da sich bislang keine andere Frau um die weibliche Hälfte der Parteiführung beworben hat, droht dem gesamten Führungsmodell eine Grundsatzdebatte.