Wir kennen das: Eltern von Schülerinnen und Schülern, deren Sprösslinge nicht so recht performen, lassen ihr Kind gern mal die Schule wechseln. Vom Gymnasium geht es auf die Montessori- oder Waldorf-Schule. Statt strikter Noten gibt es eine ganzheitliche Betrachtung, und manchmal kommt der Nachwuchs so tatsächlich auf die richtige Fährte.

Was jedoch bei der menschlichen Psyche gelingt, hat bei der volkswirtschaftlichen Lehre keinen Platz. Denn sie ist exakte Wissenschaft und nicht kreativer Workshop.

Wer sie steuern will, muss messen können und nicht fühlen.

Ursula von der Leyen sieht das anders. Auf einer Konferenz des Europaparlaments sagte die EU-Kommissionspräsidentin in dieser Woche, Wirtschaftswachstum sei «kein Ziel für sich».

Ihr neues Wachstumsmodell sei das einer «florierenden, verantwortungsbewussten und widerstandsfähigen Wirtschaft». Es gehe um Gesundheitsversorgung, Erziehung, Fähigkeiten, Arbeiterrechte, persönliche Sicherheit, Bürgerengagement und gute Staatsführung.

Wir ahnen es: Es ist das Montessori-Modell, das sie ihrer EU verordnet. Und es ist auch nur zu verständlich, dass sie diesen romantischen Weg geht – denn der Sprössling performt nicht sonderlich.

Die Wachstumsaussichten in der EU bleiben trotz wachsender Ausgaben und Schulden bescheiden. Für den Durchschnitt des Euro-Raums kalkuliert von der Leyen mit winzigen 1,1 Prozent nach herkömmlicher Berechnung.

Es wäre doch zu schön, wenn sich dieser Wert durch eine ganzheitliche Betrachtung, in die dann auch Erziehung und gute Staatsführung einfliessen, etwas verbessern liesse.