Für den Spiegel war die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten ein «Faustschlag ins Gesicht», für die Zeit «ein Wirklichkeit gewordener Albtraum». Die Süddeutsche Zeitung ist sicher: «Nichts, was er vorhat, wäre gut für die USA und die Welt». Und die NZZ konstatierte noch vor Wahlabschluss, Trumps Sieg wäre «ein Sicherheitsrisiko».

Die Journalisten im deutschsprachigen Raum haben offenkundig nicht mit diesem Ausgang gerechnet und sind nun im Tal der Tränen gelandet. Ebenso wie ihre Leser, denen seit über acht Jahren Trump als Dämon vorgeführt wird. So lange, bis die Medien selbst und ihr Publikum überzeugt waren, dass die Amerikaner das ebenso sehen.

Wie ein roter Faden taucht in der Nachberichterstattung mal wortwörtlich, mal zwischen den Zeilen diese Frage auf: «Wie konnte das nur passieren?» Der Spiegel gibt eine Antwort, die an der Unabhängigkeit der Medien zweifeln lässt: Der Glaube an Kamala Harris, «seien wir ehrlich, war doch nur Wunschdenken».

Auf den Schrecken folgt die Zukunftsangst. «Was könnte Trump planen?», fragt sich die «Tagesschau», als würde sie über die düsteren Absichten eines Bond-Bösewichts sinnieren. Die Süddeutsche macht sich Gedanken über die psychische Verfassung ihres Publikums und liefert «Acht Tipps, die jetzt der Seele helfen».

In unfreiwilliger Selbstironie beklagt sich der Spiegel, nun werde man vier weitere Jahre dauernd das Gesicht von Donald Trump auf den Titelseiten anschauen müssen. Dabei dürfte es weltweit keine Publikation geben, die Trump so oft aufs Cover gesetzt hat wie das Nachrichtenmagazin aus Hamburg.

Schon 2016 hiess die Spiegel-Schlagzeile nach der ersten Trump-Wahl: «Das Ende der Welt». Dieses trat bekanntlich nicht ein. Aber immerhin kann man das Titelbild nun noch einmal verwenden.