Nach der zweiten Krawallnacht in den Banlieues streiften am frühen Freitagmorgen jugendliche Banden aus der Banlieue durch Paris und plünderten Geschäfte.

Die Ausschreitungen hatten weitere Städte ohne Problemviertel erfasst: Clermont-Ferrand, Cholet, Montargis.

Die Bilanz nach zwei Tagen: 2000 abgefackelte Autos, 500 von Mörsergranaten beschädigte Gebäude. In Marseille gab es einen Brandanschlag auf eine Bibliothek.

Journalisten wurden zusammengeschlagen, Polizisten in Zivil und Gemeindepräsidenten tätlich angegriffen. Menschen mussten aus den Flammen gerettet werden.

Am Nachmittag verkündete die Regierung: noch kein Notstand.

Für die Nacht regnete es Absagen: kein Konzert im Stade de France, kein ÖV. Verbote für den Verbot von Benzinkanistern.

In der Tagesschau kündigte Innenminister Darmanin den Einsatz von 45 000 Polizisten an – in der Nacht zuvor waren es 40 000. Auch die Elitetruppen der Terrorabwehr schickte er in den Kampf. Panzer auf den Strassen, Hubschrauber in den Luft.

Eine letzte Nacht, kündigte Darmanin an, als Testfall vor dem Ausnahmezustand mit Notrecht.

An diesem Samstag findet die Beerdigung des siebzehnjährigen Nahel statt. Er fuhr ohne Fahrausweis einen AMG-Mercedes mit polnischer Nummer und startete durch. Zum Märtyrer verklärte ihn das Parlament mit einer Schweigeminute. Der «marche blanche» in Nanterre zu seinem Gedenken war der Auftakt zu den Ausschreitungen.