Es ist kein Zeitgeist und keine Zeitenwende, die zum Abgang der Grünen-Parteichefs Ricarda Lang und Omid Nouripour geführt haben. Sondern es ist schlichte Machtpolitik.

Es geht um Posten und Einfluss, und es ist der Wirtschaftsminister, Vizekanzler und Kanzlerkandidat in Wartestellung Robert Habeck, der sich durchgesetzt hat. Er will weiterregieren, von ihm aus auch an der Seite von Friedrich Merz und dessen Union. Dafür jedoch müssen die Grünen auch auf Bundesebene koalitionsfähig mit den Christdemokraten werden. Die Weichen dafür hat Habeck jetzt gestellt.

Sicher lässt sich klug darüber lamentieren, dass die Partei inzwischen am herrschenden Zeitgeist vorbeioperiere. Sicherheit, Wohlstandswahrung, Migration – das alles sind Themen, die die grüne Erzählung von Umwelt und Nachhaltigkeit derzeit deutlich überlagern. Sichtbar wird das an den Ergebnissen der Landtagswahlen, wo die Partei zuletzt in Brandenburg aus dem Parlament geflogen ist.

Aber das ist nicht die eigentliche Ursache für den Doppelrücktritt der Parteispitze. Es geht um Macht für Habeck.

Er hat das Duo nicht mehr gewollt, denn er hat eine andere Besetzung im Kopf. Seine Staatssekretärin Franziska Brantner ist es, deren Name jetzt aller Orten fällt. Sie ist eine enge Vertraute des Vizekanzlers, gehört dem Realo-Flügel an und gilt damit als liberal-konservativ. Sie steht für Geld statt Gendern. Mit ihr zielen die Grünen auf eine breitere Mitte anstatt wie bisher auf eine linke, fortschrittsskeptische Grossstadt-Klientel. Sie könnte sogar Merz gefallen.

Das schwarz-grüne Projekt nimmt damit Fahrt auf.