Evangelische Kirchentage sind schon notorisch Lachnummern, nicht erst seit dort eifrig eingeladen wurde, weibliche Geschlechtsorgane zu pinseln. Immerhin, so durfte man damals denken: Auch so kann Gottes Schöpfung gefeiert werden.

Allerdings hat sie, die evangelische Kirche, bisher vor groben Glaubensentstellungen haltgemacht. Bis jetzt. Bis der einschlägig bekannte antirassistische Pastor Quinton Ceasar, ein Rassist schwarzer Hautfarbe, der Menschen mit weisser Hautfarbe von vornherein als Schuldige abstempelt, das Schlusswort des diesjährigen Kirchentages sprechen durfte.

Der Pastor aus Südafrika findet, dass Fragen wie «Woher kommst du eigentlich wirklich?» vielleicht freundlich gemeint seien, dahinter verberge sich aber nur Alltagsrassismus. Er sagt: Die Reflexion des eigenen Weissseins, Sprechens und Handelns sei wichtig und der erste Schritt zur Veränderung.

Das Weisssein als Kainsmal und Schuldzustand. Von dort ist es nur ein kleiner Schritt zu einem neuen Gottesverständnis. Für Pastror Quinton Ceasar war Gott plötzlich Seenotretter. Er, der Allmächtige, war Mitglied der «Last Generation». Nicht nur das. Nun nämlich rief der Pastor aus: «Gott ist queer»!

 

View this post on Instagram

 

A post shared by Die Weltwoche (@weltwoche)

Allerdings wissen wir aus dem Religionsunterricht, also dem herkömmlichen, dass Gott allmächtig ist, aber ganz sicher übergeschlechtlich.

Er macht sich einfach nicht so viel daraus, mit wem er schläft oder wem er beiwohnt oder ob es noch einen zweiten Gott gibt, mit dem er oder sie Umgang hätte.

«Gott aber schuf den Menschen nach seinem Bilde», heisst es in der Genesis, und als ob er einem plötzlichem Einfall folge, geht das im Plural weiter: «als Mann und Frau schuf er sie». Womöglich, weil er die Polarität zwischen männlich und weiblich für eine tolle Idee hält.

Queer, transgender und der Rest der Buchstabensuppe kommen nicht vor in der Bibel, aber tatsächlich gibt es bereits in Utah einen Distrikt, in dem die Bibel wegen LGTB-feindlicher Tendenzen auf dem Index steht.

Was tun? Man sollte den Bibeltext schnellstens auf Papyrusrollen niederschreiben, das hat sich bewährt, und in den trockenen Höhlen oberhalb des Toten Meeres verstecken und dem Zugriff der abrisswütigen Woken der Evangelischen Kirche damit für Tausende von Jahren entziehen. Einfach um das Buch der Bücher, in dem wir dem Wort Gottes begegnen, auch für kommende Christengemeinden noch zu retten.

Diese werden sich, wenn der aggressive Glaubensverfall weiter dermassen voranschreitet, wahrscheinlich wieder in Katakomben treffen müssen.