Wer in Deutschland Polit-Talkshows schaut, braucht ein dickes Fell. Zugleich geben sie einen guten Einblick darüber, wie fernab der Realität des normalen Bürgers sich manch ein Politiker bewegt.

So behauptet Grünen-Chefin Ricarda Lang am späten Mittwochabend in der ARD-Sendung von Moderatorin Sandra Maischberger im Gespräch mit Hubert Aiwanger, dem Chef der Freien Wähler, es sei erwiesen, dass man in Deutschland mit Arbeit immer mehr habe als mit Bürgergeld.

Eine Quelle für ihre Behauptung nennt die Grünen-Chefin, die selbst keinen einzigen Tag ausserhalb des Politikbetriebs gearbeitet hat, nicht. Dabei häufen sich insbesondere seit der zuletzt angekündigten Bürgergelderhöhung zum Anfang des nächsten Jahres die Berichte über Kündigungen von Menschen, die mit Bürgergeld am Anfang des Monats mehr in der Tasche haben, als sie mit ihrer Arbeit verdienen.

Vor allem die Reinigungsbranche erlebt, so beispielsweise die Bild-Zeitung in einem Bericht aus dem Oktober, einen regelrechten «Bürgergeld-Schock». Rund zwei Drittel aller Chefs von Reinigungsfirmen hätten schon erlebt, dass Angestellte mit Verweis auf das Bürgergeld ihren Job kündigen.

Aber auch darauf hat Lang eine Antwort: Mindestlohnerhöhung.

Man kann Hubert Aiwanger nur dafür danken, dass er die Grünen-Vorsitzende an diesem Punkt darauf hinweist, dass man Löhne nicht beliebig erhöhen kann und dass das Problem in der Bundesrepublik vor allem eine zu hohe Steuer- und Abgabenlast ist. Etwas, wovon vor allem linke Parteien wie die Grünen bekanntlich nichts wissen wollen.

Es ist und bleibt in jedem Fall deprimierend, von was für ahnungslosen Menschen man in Deutschland regiert wird. Vielleicht wäre es heilsam, eine gewisse Berufserfahrung ausserhalb der Politik von Abgeordneten und Parteivorsitzenden als Voraussetzung für eine politische Karriere zu verlangen, damit auch Menschen wie Ricarda Lang einmal ein Gespür dafür bekommen, was es bedeutet, vierzig Stunden die Woche zu arbeiten und am Ende weniger in der Tasche zu haben als jemand, der schlichtweg keine Lust hat.