Die Reihen der Gratismutigen Regenbogen-Armbindenträger steigt in Deutschland mit dem nahenden Auftaktspiel gegen Japan quasi minütlich an.
Frei nach dem Motto «Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von mir» liess nun auch der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck aus dem warmen Studiosessel bei Markus Lanz wissen, er würde ja die One-Love-Binde anstelle des Kapitäns tragen und «es mal drauf ankommen lassen». Das sei schliesslich ein moderater Protest, und mal schauen, was der Schiedsrichter so macht.
Nun kann ich mich nicht erinnern, dass derselbe Minister Habeck bei seinem Besuch in Katar, als er bei den Scheichs um Gas bettelte, eine Regenbogenkrawatte als stilles, moderates Protestzeichen für die Menschenrechte trug. Wir heizen schliesslich nur mit fair gehandeltem und moralisch einwandfreiem Gas in Deutschland, oder?
Aber Habeck bückt sich auf dem Begrüssungsfoto mit Scheich Mohammed bin Hamad bin Kasim al-Abdullah Al Thani auch derart tief Richtung Boden, dass man es auf dem Bild nicht genau erkennen kann. Und ich will ihm nicht Unrecht tun, vielleicht trug er auch regenbogenfarbene Unterwäsche. So als Under-Statement.
Es war der Essayist und Mathematiker Nassim Nicholas Taleb, der den Begriff «Skin in the Game» prägte in seinem Bestseller über das Risiko und seinen Preis. Wer seine eigene Haut nicht im Spiel hat, trägt nicht die Konsequenzen seiner Entscheidungen und zahlt selbst nicht den Preis – der Prototyp heutiger Politiker und global player.
Wenn also der deutsche Spitzenspieler Thomas Müller sagt, er und auch andere Teamkollegen hätten nicht vor, ihre gesamte sportliche Karriere zu riskieren, nur um sich politisch zu positionieren, dann hat er völlig recht: Sie haben alle ihre Haut höchstpersönlich im Spiel und viel zu verlieren, wofür sie Jahre trainiert haben.
Das ist hier kein Christopher Street Day, sondern eine Fussball-WM.
Allerdings bleibt auch zu sagen: Dann sollte man das nächste Mal den Mund im Vorfeld nicht so voll nehmen. Wer nichts ankündigt, muss nichts zurücknehmen. Werft die Politik aus dem Sport, und das ganz. Und jetzt raus auf den Platz, wir haben eine WM zu gewinnen.
Das Gruppenfoto, mit der Hand vor dem Mund: ein Bild für Götter! Einer der Gratis-Mutigen: "Damit haben wir unsere Werte gezeigt!" Vielleich wäre es sinnvoller, sich auf das Fussball-spielen zu konzentrieren!
Der Pharisäer ist ein Meister aus Deutschland.
Was sich wohl der stolze Scheich bei diesem Bückling gedacht hat ? Unlängst las man, daß ein roter Meereskrebs nach Sarah Wagenknecht benannt wurde. Vielleicht benennt man bald einen geräucherten Hering nach Robert Habeck.