Monatelang suchte Ernährungsminister Cem Özdemir (57, Grüne) nach einem Ökokoch für die Mitarbeiter-Cafeteria in seinem Ministerium – allerdings ohne Erfolg, wie nun die Bild-Zeitung berichtet.

Der Grund für das Scheitern lag offenbar in den zu hohen Anforderungen an den Betreiber. Verlangt wurde unter anderem, dass mindestens ein Tagesgericht stets in «ovo-lacto-vegetarischer Form» zubereitet und angeboten werden sollte. Doch damit nicht genug: Neben der schrittweisen Reduzierung von Fleisch- und Wurstgerichten sollte vermehrt Essen mit Hülsenfrüchten, Nüssen und Ölsaaten angeboten werden. Ausserdem sollten mindestens 30 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft stammen.

Es gab auch klare Vorgaben für bestimmte Produkte – wie etwa, maximal zwei frittierte oder panierte Produkte innerhalb von fünf Verpflegungstagen anzubieten. Die Fettanteile von Wurst und Frischkäsezubereitungen waren begrenzt. Für dieses strikte Regelkorsett liess sich offenbar kein geeigneter Ökokoch finden.

Infolgedessen müssen Özdemirs Mitarbeiter nun die Konsequenzen tragen: Die Kantine ist bereits seit mehr als sechs Wochen geschlossen, wie das Ministerium bestätigte. Die rund 350 Beschäftigten sind gezwungen, auf die Kantine im nahegelegenen Bundesarbeitsministerium auszuweichen. Die Ironie: Der Ernährungsminister scheiterte damit an seinen eigenen Ernährungsvorgaben.

Die Opposition spottete: «Ein Minister für Ernährung, der seine eigenen Leute nicht ernähren kann – das ist für Cem Özdemir peinlich», sagte CDU-Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU). Das Wohl der Mitarbeiter sollte laut ihm eine höhere Priorität haben als die Durchsetzung grüner Ernährungspolitik.

Immerhin: Leiden müssen die Mitarbeiter nicht, die Nachfrage sei gering, liess das Ministerium verlauten. Die Beschäftigten nutzten vermehrt die Möglichkeit des Homeoffice.

Trotz Kantinenschliessung plant Minister Özdemir die Einführung eines freiwilligen Ökologos für Kantinen, das den Bioanteil des Essens kennzeichnen soll.