Qualifiziert man sich durch Trampolinspringen für höchste politische Ämter? Annalena Baerbock findet: ja. Es ist schliesslich ihr Werdegang, und da, wo sie steht, im Amt der deutschen Bundesaussenministerin, da steht sie nach eigener Überzeugung genau richtig.

Findet auch Claudia Roth, die begeistert darüber ist, dass ihre grüne Polit-Kollegin «nicht nur so diplomatisch rumschwurbelt». Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann gerät ins Schwärmen, weil Baerbock in ihre Politik einfliessen lasse, dass sie «eine Mutter» sei.

Na, neugierig, mehr zu erfahren?

Obige Aussagen sind in der aktuellen ZDF-Doku «Mensch Baerbock!» zu hören, in der alles darangesetzt wird, so zu tun, als hätte Deutschland mit seiner stets überfordert wirkenden Aussenministerin das ganz grosse Los gezogen.

Wie einst in der DDR kann man sich bei den Öffentlich-Rechtlichen inzwischen darauf verlassen, dass die Regierung im allerbesten Licht dargestellt wird. Daher fehlen auch zig Fauxpax, Bildungslücken und Versprecher, die auf Baerbocks Konto gehen. Selbst der Untertitel «undiplomatische Diplomatin» darf keinesfalls als Kritik missverstanden werden.

Bekommt Sahra Wagenknecht ein TV-Porträt, wie neulich unter der Federführung von Markus Feldenkirchen in der ARD, weht hingegen ein Wind wie bei Uli Hoeness während seines Steuer-Skandals. Bei all den Anklagepunkten, die gegen die ehemalige Linken-Politikerin vorgebracht werden, entsteht fast der Eindruck, sie wäre eine Straftäterin.

Penibel listet Feldenkirchen ihre Vergehen auf; der Tonfall ist vorwurfsvoll. Wagenknecht habe an der Echtheit von Wolodymyr Selenskyjs Augenringen gezweifelt, zugleich Putins Aussehen unkommentiert gelassen. Sie biedere sich Russland und der AfD an und degradiere Regierungspolitiker zu Deppen und Kaspern. Ihre Sprache sei auspeitschend und durchsetzt mit Empörungsvokabeln.

Gemein ist beiden Porträts, dass sie staatsmedialer Propaganda dienen. Die Baerbock-Euphorie soll das Vertrauen in die Regierung stärken. Das Wagenknecht-Bashing ist eine Warnung für alle, bloss keinen falschen Propheten zu folgen. Man erkennt die Absicht und ist verstimmt.

Trotzdem gelingt es, dass Wagenknecht einem als Mensch näherkommt. Und Baerbock? Tritt einen nächsten Beweis an, dass sie in ihrer Banalität kaum zu überbieten ist. Möge sich ihr PR-Tross auch noch so sehr abmühen.