Die Tage werden kürzer, die Abende kühler, die Regenperioden häufiger. Der Herbst schleicht sich mit den üblichen Symptomen an. Dazu gehört auch, dass erfahrungsgemäss mehr Menschen an Erkältung und Grippe leiden. Diese eigentlich normalen Abläufe können politisch und medial elegant genutzt werden. Dies macht derzeit das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vor. Es ruft uns das Corona-Virus in Erinnerung und macht auf die Variante XEC (das ist keine neue Playstation!) aufmerksam.

XEC wurde erstmals in Deutschland entdeckt und breitet sich schnell aus – vor allem in Europa. In der Schweiz sei die Mutation für etwa 50 Prozent der Sars-CoV-2-Infektionen verantwortlich, so das BAG. Das BAG empfiehlt deshalb, dass sich Menschen ab 65 Jahren und alle mit einer chronischen Krankheit im Herbst respektive Winter impfen lassen sollen. Das Gleiche gilt – nach Vorabklärungen – für Schwangere.

Die neue Corona-Meldung ist eine gute Gelegenheit für eine alte Bekannte, sich in Erinnerung zu rufen: Tanja Stadler, ehemalige Leiterin der Covid-19-Task-Force.

Allerdings kann die Biostatistikerin der ETH die postpandemische Sensationsgier nicht befriedigen. Dem Blick sagt sie: «Inzwischen sind praktisch alle Schweizerinnen und Schweizer mit dem Virus in Kontakt gekommen, die meisten mehrmals». Dies bedeutet, dass die Menschen eine Immunabwehr gegen Covid aufbauen konnten.

Der langen Rede kurzer Sinn: Covid ist längst zu einer normalen Grippe geworden – und muss schlicht und ergreifend ertragen und überdauert werden. Daran änderte auch das Virus-Recycling des BAG nichts.