Jeder Bundespräsident muss sein Parteibuch abgeben. Damit wird symbolisiert, dass er über Parteien und Tagespolitik steht.

Nicht, dass sich Frank-Walter Steinmeier darum scheren würde. Er ist der parteiischste Präsident seit Gründung der Bundesrepublik.

Nun aber ist sogar er zu weit gegangen: Im Sommerinterview des ZDF beschimpfte er die Wähler einer demokratischen Partei pauschal als verantwortungslos.

Es ging um die AfD, deren Namen Steinmeier nie in den Mund nahm, deren Umfrageergebnisse er aber «beunruhigend» nannte.

Das darf er denken, aber nicht sagen. Was kommt als Nächstes? Dass er sich offen über gute Ergebnisse seiner Sozialdemokraten freut?

Doch Steinmeier war noch nicht fertig. «Jeder Wähler», mahnte er, «übernimmt die Verantwortung für das, was er tut.» Stärke er eine Partei, «die zur Verrohung der politischen Auseinandersetzung beiträgt», sei das «die Verantwortung eines mündigen Bürgers».

Damit aber delegitimiert er den Wähler, den Souverän. Führt man Steinmeiers Gedankengang logisch weiter, stellt er das Wahlrecht aller infrage, die «unverantwortlich» damit umgehen.

Letztlich sind diese Wähler unmündig. Dann brauchen sie einen Vormund.

Gut, dass wir das geklärt hätten, Herr Präsident.