Seit 17 Uhr MEZ am Sonntag rollt an der ersten Winter-WM der Fussball.
Gastgeber Katar traf auf Ecuador. Zu hoffen bleibt, dass nach den ersten 90 WM-Minuten der Fussball das einzige Thema sein wird.
Einen Tag vor dem Start in Katar sorgt der Oberwalliser Fifa-Präsident mit italienischen Wurzeln dafür, dass über alles andere als Fussball gesprochen wird. Schuld ist seine Rede vom Samstag in Doha.
Die Weltpresse schüttelt den Kopf: «Die bizarre Ego-Show des heiligen Gianni» titelt die deutsche B.Z. am Sonntag. Die NZZ schreibt: «Infantino irritiert mit schrägem Auftritt». Die Sonntagszeitung findet: «Gianni Infantino treibt es auf die Spitze». Der Sonntagsblick titelt: «Infantinos wirre Rede». Und SRF-Kommentator Sascha Ruefer findet, als Schweizer sei das «zum Fremdschämen».
Was sagte Infantino?
«Heute fühle ich mich als Katarer. Heute fühle ich mich als Araber. Heute fühle ich mich als Afrikaner. Heute fühle ich mich als Homosexueller. Heute fühle ich mich als Mensch mit Behinderung. Heute fühle ich mich als Gastarbeiter.»
Kein Geheimnis: Homosexualität ist in Katar per Scharia, dem islamischen Gesetz, strengstens verboten. Ein US-Bürger wurde 1996 zu sechs Monaten Haft und 90 Peitschenhieben verurteilt, weil er gegen dieses Gesetz verstossen hatte. Katars WM-Botschafter Salman behauptete im Vorfeld gar, Homosexuelle hätten «einen geistigen Schaden». Plötzlich, urplötzlich merken es die Medien. Wo waren die Stimmen in den letzten Jahren?
Was Infantino mit seiner Rede wohl ausdrücken wollte: Egal, ob wir Katarer, Homosexuelle, Afrikaner, Gastarbeiter oder Behinderte sind, im nächsten Monat soll’s in Katar nur um den Fussball gehen, um nichts anderes.
Infantino sagte es so: «Man muss Freunde gewinnen, nicht ständig andere beschimpfen und anprangern. Das wollen wir hier tun.»
Nicht alle haben ihn offenbar verstanden.
Es ist schon lange Heuchelei der Sportler. Auf der einen Seite beklagen sie ständig die Vereinnahmung des Sports durch die Politik, nutzen aber dann genau diesen Sport für das eigene politische Statement. Spätestens seit der Olympiade, als afro-amerikanische Sportler bei der Siegerehrung die ausgestreckte Faust zeigten, hatte der Sport seine "Unschuld" verloren.
Über Infantinis "bizarre Ego-Show" kann man tatsächlich unterschiedlicher Meinung sein, aber 100% Recht hat er, wenn er die heutigen Kritiker der Heuchelei bezichtigt und ihnen doppelte Standards vorwirft. Die Arroganz westlicher Politiker und 'eingebetteter' Journalisten ist unerträglich!
Und weil es nur um Fussball geht, hat sich das Stadion zügig boykottmässig von den Kataris schon zur Halbzeit und nachher noch viel mehr geleert. Ein peinliche Darbietung, aber zum Glück ist die WM für die Kataris schon bald wieder vorbei, die Qualen des Fussballdilettantismus ein Ende haben - das Ziel drei Spiele Null Punkte ist noch voll zu meistern, haben ja keine grosse Heimreise und können dann gucken wie die richtig Guten tschutten. Die Fussballgötter sind zornig - Fussballahu-àkbar!!!