Es sticht ohne Frage aus dem Einheitsbrei der Wahlplakate hervor, dasjenige der Jungsozialisten der Schweiz. Zu sehen sind keine lächelnden Gesichter vor einem regionalen Wahrzeichen wie sonst üblich.
«Zukunft statt Krise»
Mit diesem Slogan und den wunderschönen Plakaten unten ziehen wir in die eidgenössischen Wahlen!
Diese Wahlen gewinnen wir! ✊#jusowaehlen pic.twitter.com/2jdkYFZcns— JUSO Schweiz (@JusoSchweiz) April 22, 2023
Was man stattdessen sieht, lässt sich allerdings schwer beschreiben.
Ist es die Titelseite der letzten Propaganda-Broschüre des Politkomitees der Sowjetunion? Ein Gemälde, das ein chinesischer Künstler einst Mao Zedong zur Ehrerbietung überreichte? Oder doch der Flyer, mit dem der «Bund Deutscher Mädel» um 1935 herum für die Mitgliedschaft warb?
Gleissende Sonnenstrahlen, die Landschaft und Stadt in Gold tauchen. Darüber thront eine Gruppe Leute mit roter Fahne, die sehnsüchtig ins gelobte Land blicken. Die Juso setzen nostalgisch auf die Vorbilder der ganz grossen Verklärung.
Entsprechend kritisch kommentiert wird auf Twitter das Plakat für die nationalen Wahlen im Herbst. Die einen wollen wissen, weshalb Hammer und Sichel vergessen gingen. Andere sprechen von «Kommunismus-Vibes» und «Sowjetästhetik».
Alles gar nicht wahr, sagt Juso-Vizepräsidentin Mirjam Hostetmann auf Watson. Das Sujet sei inspiriert von Schweizer Tourismusplakaten der Vergangenheit. Welches Reiseziel für welchen Zielmarkt mit so einem Motiv beworben werden könnte, bleibt offen. Das Matterhorn jedenfalls nicht.
Ausserdem sei die Wahl des Plakatstils «auch eine Anknüpfung daran, dass man die 1,5-Grad-Grenze im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nicht überschreiten dürfe».
Wo sich diese Botschaft genau findet, ist unklar. Aber vielleicht muss man das Plakat als Wimmelbild sehen – und beginnen zu suchen.