Tim Walz heisst der Amerikaner, der schon bald der zweitmächtigste Mann der Welt werden könnte.

«Als Gouverneur, (Football-)Trainer, Lehrer und Veteran hat er sich für arbeitende Familien wie seine eigene eingesetzt», sagte Kamala Harris über ihren Vizekandidaten. «Wir werden eine grossartige Partnerschaft aufbauen.»

Dass sich die beiden gut verstehen, ist wenig überraschend. Sie sind beide am linken politischen Rand beheimatet.

«Der Sozialismus des einen ist die Nächstenliebe des anderen», lautet ein Credo von Tim Walz.

Mit dem Gouverneur von Minnesota und langjährigen Mitglied der Nationalgarde hofft Harris, in den umkämpften Bundesstaaten des Mittleren Westens zu punkten.

Progressive jubilieren über Harris’ Wahl. Sie loben Walz’ starke Unterstützung für die Gewerkschaften. Als Gouverneur lancierte er die Verankerung der Abtreibungsrechte in der Verfassung von Minnesota. Er schuf Zufluchtsorte für Kinder, die eine medizinische Behandlung für Transgender wünschen.

Kritiker verweisen indessen auf etliche Schattenseiten in Walz’ Amtsführung.

Als 2020 nach dem Mord an George Floyd gewalttätige Proteste ausbrachen, zögerte Walz tagelang, bis er schliesslich eingreifen liess. Sein Covid-Management war restriktiv und geriet finanziell aus dem Ruder.

«Steigende Kriminalität, grosse Betrugsfälle in der Staatsregierung» trübten Walz’ Bilanz, erklärt sein Vorgänger als Gouverneur von Minnesota, der Republikaner Tim Pawlenty, auf Fox News.

«Er wird eine Art Bernie Sanders in Jagdklamotten sein», so Pawlenty über den Hobbyjäger Walz. «Es ist das gleiche Produkt, nur in einer anderen Verpackung.»

In der Migrationsfrage vertritt Walz eine Politik der offenen Schleusen. Unter seiner Regierung als Gouverneur verabschiedeten die Demokraten Massnahmen, die illegalen Einwanderern den Zugang zu einem gebührenfreien College-Programm ermöglichen, wie Medien berichteten.

Auf Trumps Ankündigung, er wolle zusätzliche Mauern an der Südgrenze errichten, reagierte Walz auf CNN mit der Kampfansage: «Lass mich wissen, wie hoch sie (die Mauer) ist. Wenn sie 25 Fuss hoch ist, dann werde ich in eine 30-Fuss-Leiterfabrik investieren.» Mit Mauern könne man die Migration nicht aufhalten.

Dem Schweizer Publikum präsentiert SRF Tim Walz als besonnenen Brückenbauer: «Harris wählt mit Tim Walz Ausgleich statt Kontroverse.»

Seit Kamala Harris kandidiert, hat der gebührenpflichte Sender vom Schongang auf Weichspülung umgeschaltet.

Dass Walz Trump, dessen Vize J. D. Vance und deren Anhänger als weird (seltsam, schräg) bezeichnet, findet SRF clever.

«Damit fand der gemütlich wirkende, hemdsärmelige Mitte-Demokrat aus dem Midwest die Formel, Trump beizukommen.»

Der «begnadete Kommunikator» Tim Walz sei nicht nur der «nette Onkeltyp». Seine «deutlich progressive Politik» habe ihm auch «einen lobenden Kommentar von Barack Obama» eingebracht.

Was kann da noch schieflaufen?