Annalena Baerbock hat eine Agenda. Sie vertritt eine feministische Aussenpolitik. Was das genau sein soll, ist nach wie vor schleierhaft. Und inwiefern sie sich von einer eher männlichen Aussenpolitik unterscheidet, ist auch nicht immer klar. Verbales Säbelrasseln, Waffenlieferungen in Krisengebiete und selbstgefälliges Missionieren beherrschen erfahrungsgemäss auch Männer.

Feministische Aussenpolitik, so erfährt man auf den Seiten des Auswärtigen Amtes, achtet «stärker auf Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Geschlechtsidentität, Behinderung, sexuellen Identität oder aus anderen Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden».

Inwiefern etwa die Lieferungen von Eurofightern ausgerechnet an Saudi-Arabien diesen Massstäben gerecht werden, bleibt das Geheimnis von Frau Baerbock. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung war dieser Deal ausdrücklich nicht vorgesehen.

Jetzt die Kehrtwende. Hat Saudi-Arabien plötzlich die Frauenrechte entdeckt? Ist es zu einem Vorzeigeland des Feminismus mutiert? Bemüht man sich in Riad neuerdings um die Rechte queerer Menschen? Hat man zumindest menschenverachtende Bestrafungen abgeschafft? Nein, das hat man alles nicht.

Allerdings verhält sich Saudi-Arabien konstruktiv im Nahost-Konflikt. Man giesst kein Öl ins Feuer und ist vor allem ein militärisches Gegengewicht gegenüber dem Iran und den Huthis im Jemen. Mit feministischer Aussenpolitik haben diese Erwägungen allerdings nichts zu tun. Das ist knallharte Realpolitik. Dagegen ist wenig einzuwenden. Nur scheinheilig sollte man nicht sein.