Es reicht. Der Auftritt von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein wirft einmal mehr die Frage auf: Begreift die politische Führung in Deutschland eigentlich, was ihre Ukraine-Politik anrichtet?

Als sich am Donnerstag die «Ukraine-Kontaktgruppe» – manche sprechen von einem «Kriegsrat» – einfand, wurde schnell etwas sehr deutlich: Die politische Verantwortungslosigkeit geht munter weiter. «Mehr» – so lautet das Schlüsselwort. Mehr Panzer. Mehr Waffen. Mehr militärische «Unterstützung». Und Deutschland? Ganz vorne mit dabei. «Wir leisten einen Beitrag zum Schutz des grössten Logistik-Umschlagpunktes für die Unterstützung der Ukraine. Dazu werden wir in den nächsten Wochen zwei Patriot-Feuereinheiten und insgesamt 200 Soldaten und Soldatinnen nach Polen verlegen», sagte Pistorius in einer Rede. Doch das ist nicht alles. «50 Lenkflugkörper für Iris-T-Systeme» gibt es auch noch. Und: 30 gemeinsam mit Kroatien finanzierte weitere Kampfpanzer und 30 Schützenpanzer.

Das Bundesverteidigungsministerium ergänzt: «Ausserdem werden die ersten sechs von insgesamt 54 zugesagten neuen, hochmodernen Radhaubitzen deutscher Produktion noch 2025 an die Ukraine übergeben.» Militärische Güter im Wert von 28 Milliarden Euro hat Deutschland bisher der Ukraine zur Verfügung gestellt. Die Lieferungen militärischer Güter werden von deutscher Seite auf der Realität zur Schande reichende Weise euphemistisch als «Hilfen» oder als «Unterstützung» benannt.

«Hilfen»? «Unterstützung»? Wir reden mittlerweile von Hunderttausenden von toten, verstümmelten und schwer traumatisierten Soldaten auf beiden Seiten der Front. Bei aller Hilfsbereitschaft: Nach fast drei Jahren Krieg sollte jedem einleuchten, dass es so nicht weitergehen kann, ja nicht weitergehen darf. Zumindest dann nicht, wenn im Vordergrund der Schutz des menschlichen Lebens stehen soll. Diese «Hilfen» helfen dabei, einen Stellvertreterkrieg in die Länge zu ziehen. Das muss aufhören.

Die «Ukraine-Kontaktgruppe» ist bereits zum 25. Mal zusammenkommen. Auch das zeigt, wie weitreichend die Interessen der Nato in diesem Krieg sind. Die immer weiter ausufernde militärische Ausrüstung der Ukraine kann nicht im Interesse der Bürger sein. Und auch nicht im Interesse der Ukraine. Junge Menschen, die mit neuen Waffen in den Kriegstot rennen? Immer mehr tote Soldaten? Welch ein fürchterlicher Regress der Humanität. Und welch eine Bankrotterklärung von Politik und Diplomatie.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Gerade ist sein Buch «Kriegstüchtig! Deutschlands Mobilmachung an der Heimatfront» erschienen.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».