Herbert Kickl ist der eindrucksvolle Vorzugsstimmenkaiser. Insgesamt 85.542 Wähler der Freiheitlichen haben dem blauen Spitzenkandidaten zusätzlich den Vorzug erteilt. Das sind immerhin über 6 Prozent aller FPÖ-Stimmen. Und für die Freiheitlichen ein klares Zeichen für den Erfolg bei der «Kanzlerwahl».

Der schwarze Frontmann und Kanzler-Amtsinhaber Karl Nehammer kommt lediglich auf 60.402 Vorzugsstimmen. Was 4,7 Prozent der drastisch reduzierten Stimmen für die Volkspartei ausmacht.

Ähnlich mässig ist das Ergebnis für den Spitzenkandidaten der SPÖ, Andreas Babler. Der Traiskirchner Bürgermeister musste sich österreichweit mit 46.440 Stimmen begnügen. Also nur 4,5 Prozent des roten Wähleranteils.

Wahlrechtliche Auswirkungen haben diese Vorzugsstimmenergebnisse keine. Um vorgereiht zu werden, müsste man 7 Prozent der eigenen Wählerschaft von sich überzeugen. Dies gelang zwar der Grünen Klimaschutzministerin Leonore Gewessler mit 31.244 Stimmen. Jedoch war Gewessler ohnehin Listenzweite und inoffizielle Nachfolgerin von Vizekanzler Werner Kogler.

Im Übrigen werden die Parteien das Vorzugsstimmen-Ergebnis in ihrem Sinne interpretieren oder ignorieren. Für die FPÖ ist klar, dass Kickl weit vor Nehammer und Babler zum Liegen gekommen ist. Und somit einen legitimen Anspruch auf die Erteilung des Auftrags zur Regierungsbildung stellen kann.

Jedoch ignorieren ÖVP, SPÖ und Bundespräsident Alexander Van der Bellen auch dies und setzen die taktischen Verzögerungsgespräche fort. Zumindest bei der Wahl der Nationalratspräsidenten wird die Usance gewahrt, und der ehemalige Volksanwalt sowie Bundespräsidentschafts-Kandidat Walter Rosenkranz wird künftig das Präsidium führen. Und in Vorarlberg hat Landeshauptmann Markus Wallner Gespräche mit den Freiheitlichen eingeleitet.