Regula Rytz, die Berner Links-Politikerin mit Vergangenheit als Präsidentin der Grünen, gehört nicht zu den Lieblingen des bürgerlichen Lagers. Als sie auf dem Höhepunkt der grünen Welle mit der Moral- und Ideologie-Keule schwang, wurde es selbst Wählern im sozialen und ökologischen Wählersegment zu viel.

Nun aber realisiert Rytz, dass die Öko-Turbos und Klima-Aktivisten dem eigenen Anliegen mehr schaden als nützen und im Hinblick auf die Schweizer Wahlen im Herbst die grüne Glückseligkeit nachhaltig stören dürften. In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger bringt Rytz zwar grundsätzlich Verständnis für die Anliegen der Demonstranten auf: «Ich verstehe, dass viele junge Menschen die Geduld verlieren, schliesslich geht es um ihre Zukunft.» Gleichzeitig sagt sie aber: «Eine Bewegung muss immer wieder überlegen, ob sie mit dem, was sie tut, ihre Ziele erreicht – nämlich Veränderungen auszulösen. Die Klimakleber erreichen ihre Ziele offensichtlich nicht. Wenn Aktionen nur Ärger auslösen, sollte man andere Formen suchen.»

Darauf angesprochen, dass immer wieder Aktivisten auf sich aufmerksam machen, indem sie nach einer Klebekation nach Bali oder in die Karibik in die Ferien fliegen, sagt Rytz: «Ich habe klare Vorstellungen, wie wir unsere Lebensgrundlagen erhalten können – und den Anspruch an mich selber, dass ich möglichst danach lebe. Ich bin zum Beispiel sehr selten geflogen und tue es heute höchstens noch aus beruflichen Gründen.»

Dennoch kehrt Rytz im selben Interview den Spiess um – und unterstellt den bürgerlichen Kräften, dass sie die Aktionen der Klimajugend zu ihren Nutzen «missbrauchen». Sie selber sei noch nie einem Klimakleber begegnet. «Hingegen gibt es Parteien, die mit gefälschten Bildern die Klimakleber-Aktionen für ihren Wahlkampf nutzen. Für mich ist das Trumpismus.»