Mit unerträglicher Selbstgefälligkeit verhindert eine grosse Koalition der Schweigsamen und Mittäter, dass Deutschland darüber diskutiert, was in der Corona-Zeit schiefgelaufen ist. Der jüngste Beleg: ein Antrag der AfD, die jüngst per Bundestagsbeschluss erreichen wollte, dass Menschen rehabilitiert werden, die sich gegen die Impfregeln gewehrt haben und bestraft worden sind.

Der Antrag hatte keine Chance: «Fake News kreieren, Verschwörungstheorien verbreiten, Menschen verunsichern, das Land destabilisieren» – das sind die Worte, mit denen beispielsweise eine FDP-Rednerin das Ansinnen zu Fall brachte und damit den Beifall von Genossen, Union und Grünen einheimste.

Es war die Weltgesundheitsorganisation WHO, die feststellte, dass die Covid-Impfungen nicht vor Ansteckung und Weitergabe des Virus schützen. Dabei beruhten genau auf dieser Annahme jene Regeln, die Impfunwillige diskriminierten und eine Aufarbeitung dessen, was damals passiert ist, unumgänglich machen. Stattdessen kommt kein Wort des Bedauerns an jene Pflegekräfte und Mediziner, die ihre Arbeitsstelle verloren, weil sie die Impfung abgelehnt hatten. Kein Wort über jene Menschen, die einsam sterben mussten, weil ihnen jeder Besuch von Angehörigen verwehrt blieb. Kein Wort über die bis heute nachwirkende Leere, die Kinder verspürten, die nicht zur Schule durften. Kein Wort über absurde Regeln wie das Verbot, nachts ins Freie zu gehen.

Die Opfer all dieser Massnahmen, sofern sie noch leben – sie fühlen sich zu Recht verhöhnt und links liegengelassen.

Es ist die angesehene US-Fachzeitschrift Science Advances, die gerade jetzt in einer Studie folgendes Ergebnis zu den Corona-Massnahmen der Regierungen präsentiert, die «zu den Ereignissen des 21. Jahrhunderts mit den grössten globalen Auswirkungen» gehören: «Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir […] keine Muster finden, die auf eine eindeutige Beziehung zwischen Covid-19-Regierungsmassnahmen und Ergebnissen hindeuten. Starke Behauptungen über die Auswirkungen staatlicher Massnahmen auf Covid-19 können empirisch nicht belegt werden.»

Die Mehrheit der deutschen Parlamentarier interessiert sich für solche Einsichten nicht. Sie hat das Kapitel Corona zugeschlagen. Wer es aufblättern will, gilt als Nestbeschmutzer.

Es ist beinahe so wie in den fünfziger Jahren der muffigen Bonner Republik, als diejenigen ins Abseits gestellt wurden, die nach den Verantwortlichen für die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs fragten.