Der frühere Pink-Floyd-Bassist und -Texter Roger Waters hat neben seinen unbestrittenen musikalischen Fähigkeiten in den letzten Jahren ein besonderes Talent dafür entwickelt, sich mit kontroversen Aussagen zu politischen Weltthemen in den Mittelpunkt zu stellen.

In einem streckenweise bizzarren Interview mit dem britischen Journalisten Piers Morgen in dessen Sendung «Uncensored» hat Waters nun selbst den Beweis erbracht, schlicht ein ganz normaler Antisemit zu sein. Morgan konfrontiert ihn mit seinem eigenen Youtube-Beitrag, in dem Waters die Aussage macht, wenn der Gaza-Krieg vorbei sei, müsse sich Israel bei der Welt entschuldigen: «Wir haben das komplett falsch angegangen und gehen jetzt zurück nach Osteuropa, Amerika oder woher immer wir gekommen sind.»

Waters behauptet darauf, das sei aus dem Kontext gerissen. Wenn es einen Staat Palästina «from the river to the sea» gäbe, seien auch Juden selbstverständlich eingeladen, da zu leben. Auf den Einwand von Piers Morgan, es gebe aus Sicht der Israelis keinen Grund, den Nahen Osten zu verlassen, wo ihre Geschichte schliesslich seit Jahrtausenden verbrieft sei, und wo die Grundlage des jüdischen Glaubens liege, hat Waters eine überraschende Antwort bereit: Das möge ja alles sein, «but I couldn’t care less».

Und schliesslich behauptet der Musiker, der seine letzte Welttournee als eine Art Politmusikshow inszeniert hat, es habe am 7. Oktober 2023 weder Vergewaltigungen von israelischen Frauen durch die Terroristen der Hamas gegeben, noch seien Kinder getötet werden. Dass Bodycams der Hamas-Mördertruppen viele der Verbrechen live übertragen haben, will Waters nicht als Beweis gelten lassen.

Wie bei vielen Antisemiten, die ihren Antisemitismus gerne als Israel-Kritik verstanden haben möchten, macht letztlich die Obsession von Roger Waters klar, wo er steht. Die Erklärung der Menschenrechte nennt er im Interview mit Piers Morgen immer wieder als Grundlage seiner Einlassungen. Waters hat sich allerdings nicht darauf berufen, als unter Präsident Baschar al-Assad in Syrien Hunderttausende Zivilisten ermordet wurden, und auch der Bürgerkrieg im Jemen hat den sendungsbewussten Musiker offensichtlich nicht so bewegt, denn da waren keine Juden involviert.

Roger Waters in diesem Interview zuzusehen, ist aber nicht nur deshalb schmerzhaft. In vielen seiner Songs hat sich der heute Achtzigjährige immer wieder mit dem menschlichen Wahnsinn im weitesten Sinne beschäftigt. «There’s someone in my head, but it's not me», heisst eine Zeile in «Brain Damage», einem der letzten Songs auf «The Dark Side of the Moon» aus dem Jahr 1973, bis heute eines der meistverkauften Alben der Rockgeschichte.

Das bestimmende Thema sind dabei Dinge, welche Menschen in den Wahnsinn treiben. Heute wirkt der einst geniale Musiker Roger Waters immer mehr wie ein trauriger Protagonist aus seinen eigenen Liedern.