Lieber Herr Blome,

gestern Abend waren Sie bei Markus Lanz im ZDF und haben über das Thema Aufarbeitung der Corona-Politik gesprochen.

Meine Gedanken waren: Hätten Sie besser geschwiegen.

Uns beide verbindet eine Aussage, die Sie im Dezember 2020 als Spiegel-Kolumnist verfasst haben. «Ich hingegen möchte an dieser Stelle ausdrücklich um gesellschaftliche Nachteile für all jene ersuchen, die freiwillig auf eine Impfung verzichten. Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen.» Diese Worte sind aus Ihrer Feder geflossen.

Ihr Zitat «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen» prägt auch den Titel jenes Buches, das ich zusammen mit dem Journalisten Jens Wernicke veröffentlicht habe. Das Buch dokumentiert einen unfassbaren Grad sprachlicher Gewalt gegen Ungeimpfte in diesem Land. Ihre Aussage zeigt, was plötzlich in Deutschland möglich war, nämlich: eine Gruppe von Menschen aufgrund einer bestimmten körperlichen Disposition – «Corona-Impfstoff» im Körper – auszugrenzen und öffentlich zu beschämen.

Gestern Abend also sassen Sie vor einem grossem Publikum bei Markus Lanz. Auf die Frage von Lanz, ob Sie den Satz heute noch einmal so tätigen würde, sagten Sie Folgendes: «Also gut. Die lustige Antwort: Ich würde nicht bei mir selber abschreiben. Darum würde ich ihn wahrscheinlich nicht ein zweites Mal schreiben. Aber worum ging es damals? Und der Satz, der hängt mir nach. Also der kommt immer wieder, wenn es um Impfdebatten geht oder überhaupt um Corona und ich mich dazu äussere, kriege ich den sofort im Netz zu sehen. Worum ging es? Es ging um die Frage: Baut eine Gruppe in der Gesellschaft einen öffentlichen Druck auf eine andere Gruppe auf? Das passiert hier jedes Mal. Das passiert, wenn hunderttausend Menschen auf die Strasse gehen gegen… für die Demokratie demonstrieren und in Wahrheit Druck auf die Anhänger der AfD ausüben möchten (…) das ist eine politische Auseinandersetzung, eine gesellschaftliche Auseinandersetzung. Und so habe ich diesen Satz gemeint und hoffe und glaube auch, dass die Mehrheit ihn so verstanden hat, nämlich, da redet eine Gruppe mit der anderen (…).»

Ihre Aussagen verdienen es, genauer betrachtet zu werden.

«Lustig», lieber Herr Blome, war weder etwas an Ihrer Antwort noch an Ihrem Ausgangszitat. Sie sind Journalist. Sie verfügen über einen Zugang zu reichweitenstarken Medien. Damit geht eine Verantwortung einher.

Als Journalist wissen Sie: Wir führen ein mächtiges Schwert. Unsere Worte können nutzen und schaden. Unsere Worte können schneiden bis ins Mark. Das veröffentlichte Wort hat eine eigene Wirkung. Auf diese Wirkung setzen wir, wenn es darum geht, Unrecht und Fehlverhalten der Mächtigen anzuprangern.

Aber auch da gilt: Augenmass. Auf diese Wirkung setzen wir nicht, wenn es darum geht, Mitbürger, die sich aus guten Gründen gegen einen hochumstrittenen «Corona-Impfstoff» entschieden haben, unter Druck zu setzen. Wobei: Doch, Sie haben das getan. Sie haben die Wirkmacht Ihrer Worte eingesetzt, um in einem der reputiertesten Magazine der Republik, dem Spiegel, Stimmung gegen freiwillig Ungeimpfte Mitbürger zu schüren. Mit dem Finger auf jemanden zu zeigen – und dann auch noch öffentlich – heisst, ihn zu beschämen, zu erniedrigen.

War das notwendig?

Wir wissen heute – und man hätte es auch im Jahr 2020 wissen können –, dass «Corona-Impfstoffe» mit schweren Nebenwirkungen und massiven Schäden einhergehen. Sie glaubten, Sie hätten das Recht, Mitmenschen durch Ihre Worte auszugrenzen.

Die Grund- und Menschenrechte sind unveräusserlich. Das hat vor allem auch in Krisenzeiten zu gelten.

Ihre Aussagen gestern Abend bei «Lanz» zeigen: Sie können oder wollen nicht verstehen. Beides ist schlimm. Ihre Aussage dokumentiert nicht, dass da «eine Gruppe mit der anderen» geredet hat – sie dokumentiert, was passiert, wenn der journalistische Auftrag verfehlt wird.

«Sagen, was ist» – dieses Motto hat der Spiegel-Gründer Rudolf Augstein geprägt. Also das Magazin, für das Sie als Kolumnist tätig sind. Kein Politiker und kein Journalist hat das Recht, einer Gruppe von Mitbürgern die universellen Grund- und Menschenrechte abzuerkennen. Wenn Mitbürger sich gegen einen weitreichenden medizinischen Eingriff entscheiden, dann hat das akzeptiert und respektiert zu werden.

Eine öffentliche Beschämung dieser Gruppe – wie im Mittelalter – widerspricht dem Geist unseres Grundgesetzes. Sie merken bei «Lanz» an, dass Ihr Zitat sie verfolgt.

Möge dieses Zitat Ihnen so lange weiter vorgehalten werden, bis Sie erkennen, wie schlimm Ihre Worte waren. Mögen Sie zur Einsicht kommen und öffentlich aus echter Erkenntnis um Verzeihung bitten. Angebracht ist es. Schaffen Sie das?

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».