Ich weiss, Lob aus der falschen Ecke kann in diesen irren Zeiten zu sozialen Nahtoderlebnissen führen (die ich natürlich keinem wünsche).

Es muss trotzdem einmal gesagt sein: «Sternstunde Philosophie» ist (neben Partien der Fussball-Nati) die einzige Sendung auf SRF, die ich mir aus meiner transatlantischen Warte regelmässig mit Genuss und meist auch mit Gewinn zu Gemüte führe.

Die Sendung hat mich auch mit dem Gespräch zu den US-Wahlen unter der Leitung von Wolfram Eilenberger mit der Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen und dem Historiker Manfred Berg, beide ausgewiesene Amerika-Kenner, nicht enttäuscht.

Nicht weil die Besetzung ausgewogen gewesen wäre (ich zweifle keine Sekunde daran, dass keiner der drei Trump gewählt hätte). Nicht weil ich mit allem einverstanden gewesen wäre (so glaube ich nicht, um ein Beispiel zu nennen, dass ihr Geschlecht für Harris ein Handicap war, im Gegenteil; als Mann hätte die woke Ulknudel noch viel weniger Stimmen geholt).

Das ist mir egal.

Meine eigene Haltung ist mir bekannt (sofern ich überhaupt eine habe). Entscheidend ist allein, ob mich eine Debatte mit ernstzunehmenden Argumenten und Erkenntnissen zum eigenen Denken anregt. Und in dieser Hinsicht bot die Sendung Stoff in Fülle.

Eilenberger hatte sich gut vorbereitet, bei Bronfen und Berg wurde schnell klar, dass sie die faszinierende Geschichte der USA (oder den genialen Alexis de Tocqueville, um ein Beispiel zu nennen) nicht bloss vom Hörensagen kennen. Und dass sie in der Lage sind, zwischen Wunschdenken und Erkenntnis zu unterscheiden, den Kulturkampf, der gerade vor unseren Augen ausgefochten wird, in einem historischen Zusammenhang zu deuten, sine ira et studio.

Wenn ein öffentlich finanzierter Rundfunk in Zeiten des Internets noch eine Berechtigung hat, dann sind es qualitativ anspruchsvolle Sparten-Angebote wie eben «Sternstunde Philosophie», die ein kommerzieller Kanal sich auf die Dauer schwerlich leisten würde.