Und wir, die Kläglichen? Wir werden wieder verlieren. Wetten? Kamala Harris, Frau, farbig, erst sechzig, heisst die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika Ende Jahr.

Und die Ukrainer, die Russen werden weiterhin an der eigenen, künstlichen Grenze elendiglich sterben. Donald Trump aber, der es wagte, den Staat und dessen Beamte herauszufordern, packt Zahnbürste und Bibel ein. Wandert ins Gefängnis.

Deplorables, die Kläglichen, die Jämmerlichen, nannte Hillary Clinton einst den politischen Gegner, uns. Und, natürlich, sie lag nicht weit daneben.

Sie schilderte die Welt von heute. Die eine Hälfte dieser Welt, oder noch fast die Hälfte. Uns. Die wir arbeiten, produzieren. Steuern zahlen. Bussen. Und immer noch nichts begriffen haben. Wir, die deplorables, die Kläglichen.

Die andere Hälfte: Politiker. Ihre Liebesdiener, die ungewählten Meinungszaren in den Medien. Die Bürokraten. Beamten. In einer Welt, die sich zynischerweise Demokratie nennt. Ihre Hälfte, die nur vom System profitiert, die nichts produziert, aber jene dirigiert, die das tun.

Unsere Hälfte. Die Hälfte der Kläglichen. Im Kampf um die Macht unterlaufen unserer Hälfte immer wieder taktische Fehler, denn wir kämpfen auch darum, die Steuern zu bezahlen, die Bussen. Und unsere moralischen Defizite, wir sind alles Menschen, wie jetzt Trump, wettzumachen.

Der hatte einen schwachen Gegner um die nächste amerikanische Präsidentschaft. Den Tattergreis Joe Biden. Statt dafür zu sorgen, dass der schwache Gegner sein Gegner bleibt bis zu den Wahlen, jammerte der klägliche Trump über die Schwächen des Gegners, bis es die Gegner begriffen hatten. Und den schwachen, besiegbaren Tattergreis rechtzeitig durch einen Gegner ersetzte, den man bis zu den Wahlen mit seinem devoten Partner, dem Mainstream, noch zu einem strahlenden Sieger hochjubeln konnte: erste Frau, farbig, jünger. Politisch korrekter geht nicht mehr.

Wer nun glaubt, das Spiel um die Macht funktioniere so zynisch nur in einem Land wie Amerika, der sollte das letzte Beispiel in unserer direkten Demokratie nicht vergessen: Albert Rösti.

Rösti plusterte sich zum Vorkämpfer gegen die so einseitige SRG auf, machtvolle Mutter des Schweizer Mainstreams. Er wollte unsere Steuer für sie praktisch halbieren. Zum Dank liessen wir ihn in den Bundesrat wählen. Kaum im Amt, verliess er uns und das Lager der Kläglichen, verkaufte sein Gewissen zum Wohlwollen des Beamtenstaats mit einem Streichelkompromiss für die SRG.

Macht und Zynismus. Ein untrennbares Paar. Und wir Kläglichen sehen immer jämmerlicher aus. Mit der Hornhaut an unseren Händen.

Natürlich wird Frau Harris neue Präsidentin von Amerika.