Marine Le Pen, Chefin der französischen Partei Rassemblement National, steht ab heute in Paris wegen des Vorwurfs der Veruntreuung von EU-Geldern vor Gericht. Zusammen mit 27 weiteren Angeklagten, darunter auch ihr Vater Jean-Marie Le Pen, wird ihr vorgeworfen, zwischen 2004 und 2016 Gelder des EuropĂ€ischen Parlaments fĂŒr die ScheinbeschĂ€ftigung von Mitarbeitern missbraucht zu haben. Konkret geht es um etwa sieben Millionen Euro, die fĂŒr parlamentarische Assistenten bestimmt waren, jedoch in Wirklichkeit der Partei zugutekamen.

Der Prozess könnte ernste Konsequenzen fĂŒr Le Pen haben, die bereits als PrĂ€sidentschaftskandidatin fĂŒr die Wahl 2027 gehandelt wurde. Sollte sie verurteilt werden, droht ihr nicht nur eine GefĂ€ngnisstrafe von bis zu zehn Jahren, sondern auch ein fĂŒnfjĂ€hriges Verbot politischer BetĂ€tigung. Dies wĂŒrde ihre politische Zukunft erheblich beeintrĂ€chtigen. Le Pen hat die Anschuldigungen stets zurĂŒckgewiesen und betont, dass die RĂŒckzahlung von 330.000 Euro an das EuropĂ€ische Parlament im vergangenen Jahr kein SchuldeingestĂ€ndnis darstellt.

Der Prozess findet in einer Phase statt, in der das Rassemblement National stĂ€rker denn je dasteht. Trotz eines dritten Platzes bei den vorgezogenen Parlamentswahlen im Juni ĂŒbt die Partei erheblichen Einfluss auf die Mitte-rechts-Regierung des Premierministers Michel Barnier aus. Die laufenden juristischen Auseinandersetzungen stellen jedoch eine Belastung fĂŒr den Versuch der Partei dar, sich von ihren rechtsextremistischen Wurzeln zu lösen und sich als bĂŒrgerliche Kraft zu etablieren.

Der Prozess soll bis Ende November andauern. Die Partei bereitet sich auf einen langen Rechtsstreit vor, wie die französische Zeitung Le Monde berichtet.