Als Fussballerin hat Sarah Akanji vor allem eine Legitimation: Sie ist die ältere Schwester von Manchester-City-Star Manuel Akanji.

Als Politikerin sass die 31-jährige Winterthurerin bis 2023 im Zürcher Kantonsrat. Danach zog sich die SP-Politikerin zurück – weil sie sich immer wieder rassistischen und sexistischen Beleidigungen ausgesetzt sah. Was genau vorgefallen war, erklärte sie aber nie.

Dafür steigt sie nun gegen den Bundesrat auf die Barrikade. Grund: Die Regierung hatte die Subventionen für die Frauen-EM, die im kommenden Jahr in der Schweiz stattfindet, von fünfzehn Millionen auf vier Millionen gekürzt.

Mit ihrer Entrüstung war Akanji nicht allein. Zusammen mit Fussball-Aktivistin Laura Rivas Kaufmann (35) sammelte sie innert weniger Tage über 16.000 Unterschriften. Die «Rote Karte für den Bundesrat» überreichten sie dem Parlament. Zusammen mit einer Motion aus der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur, die fast eine Vervierfachung des Betrags forderte, kam das Anliegen in den Ständerat. Und wurde angenommen. Nun muss der Nationalrat darüber entscheiden.

Im Frauen-Fussball wird Akanji für ihren Vorstoss zweifelllos grosse Anerkennung erhalten. Doch entspricht eine solche staatliche Unterstützung des Anlasses auch der Realität? Müssten nicht die Gesetze des Marktes (Angebot und Nachfrage) über den Erfolg einer Veranstaltung entscheiden?

Zweifellos erlebte der Frauen-Fussball in den vergangenen Jahren einen grossen Boom. Innerhalb der Fifa wird ihm das grösste Wachstumspotenzial attestiert. Fakt ist aber auch: Punkto öffentlichem Interesse und medialer Abdeckung ist er noch immer ein Nischenprodukt. Es ist kaum ein Zufall, dass die Fifa die TV-Rechte an den grossen Frauen-Turnieren für ein besseres Trinkgeld verschachert. Auch der Fakt, dass die letzte Frauen-WM in Australien und Neuseeland stattfand, ist ein klares Indiz für die mediale Geringschätzung am Frauen-Fussball.

Eine WM der Männer würde die Fifa aufgrund der Zeitverschiebung zu den wichtigsten TV-Märkten nur im äussersten Notfall nach Down Under vergeben. Mit dem Turnier der Frauen konnte man dieses Risiko aber wagen – weil es ohnehin kaum etwas zu verdienen gibt.

Deshalb ist es möglicherweise nicht der Schweizer Bundesrat, der in diesem Fall die Rote Karte verdient, sondern Sarah Akanji selber. Dafür, dass sie im Wirtschaftsunterricht offenbar nicht richtig aufgepasst hat.