Das entscheidende TV-Duell zwischen Bundeskanzler Karl Nehammer und FPÖ-Chef Herbert Kickl fand vor dem Hintergrund einer Annäherung statt. Einer Annäherung in den Umfragewerten. Während die Freiheitlichen ihre Position an der Spitze halten können, rückt die Volkspartei immer näher heran und verringert den Abstand.

Inhaltlich kam es knapp eine Woche vor dem entscheidenden Urnengang zu keiner Annäherung. Die Diskussion verlief im Unterschied zu anderen Debatten relativ gesittet. Wohl dem Umstand geschuldet, dass es sich um die aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten handelt. Unterbrechungen erfolgten in erster Linie durch die Moderatorin des ORF bei Redebeiträgen von FPÖ-Chef Kickl.

Den Beginn machte die Frage der behaupteten Radikalisierung von Kickl. Dieser replizierte auf die Lockdowns und andere Zwangsmassnahmen während der Corona-Pandemie, welche sich als überschiessend und unwirksam herausgestellt haben. Nehammer beharrte auf der Verteidigungslinie von Fehlern, die ja nur dem Versuch geschuldet gewesen seien, die Intensivstationen nicht zu überlasten.

Uneinig blieben die beiden Kontrahenten in der Frage der Bekämpfung zukünftiger Hochwasserkatastrophen. Nehammer sprach sich weiterhin gegen generelle legislative Bodenschutzmassnahmen aus. Kickl meinte, er wäre grundsätzlich bereit, ein sogenanntes Bodenschutzgesetz zu unterstützen. Jedoch nicht im Zuge von europäischen Massnahmen oder im Zusammenhang mit dem Klimaschutz. Versiegelung durch eine Aneinanderreihung von Supermärkten sei nicht zielführend. Zudem sind die Windräder nur die Spitze des Eisberges. Die riesigen Betonfundamente bleiben verborgen unter der Erde.

Beim Thema «Sky Shield», dem Raketenschutzschild, welches gemeinsam mit weiteren Nato-Staaten für vier bis sechs Milliarden Euro Kosten angeschafft werden soll, haben sich beide Kandidaten ebenfalls einzementiert. Nehammer beharrte auf der Notwendigkeit eines Raketenschutzschilds auf strategischer Ebene. Auch Bedrohungen durch Terroristen würden dies notwendig machen. Hingegen insistierte Kickl hinsichtlich einer weiteren Unterwanderung der Neutralität. Schliesslich sei der Schutzschild nicht nur in der Beschaffung, sondern auch im Betrieb auf Kooperation mit der Nato angewiesen.

Im Hinblick auf wirtschaftliche Fragen war man sich weitgehend einig, was zudem die Programme der beiden Parteien untermauern.

Dass Migration gesteuert werden muss, beteuerten beide Kandidaten. Lediglich Nehammer strebt noch immer eine Lösung auf europäischer Ebene an. Kickl sieht diese Möglichkeiten als ausgeschöpft und gescheitert. Österreich müsse dem Konzept einer nationalstaatlichen Festung folgen. Gemäss dem australischen Modell.

Keinem der beiden Diskutanten unterlief ein schwerer Fehler. Dem Wähler verbleibt als Entscheidungsgrundlage die Bilanz der Regierung der vergangenen fünf Jahre – Rekordteuerung, massenhafte Zuwanderung und ausufernde Ausländerkriminalität stehen am Prüfstand.