Nach Jahren des Feminismus interessieren sich Wissenschaftler und Journalisten plötzlich wieder für die Männer. Wie immer bei Übertreibungen: Das Pendel schlägt zurück.

So lese ich in der NZZ ein Interview mit einer Forscherin, die sich über Jahre mit der Bedeutung der Väter auseinandergesetzt hat. Die britische Anthropologin – also Erforscherin des Menschen – erinnert sich: Sie durfte als Kind ihrem Vater beim Bauen im Haus assistieren und sei so in die Welt der Arbeit eingeführt worden. Eine wichtige Rolle der Väter bestehe darin, die Kinder auf die Welt ausserhalb der Familie vorzubereiten: «Der Vater zeigt, wie man selbständig und unabhängig wird. Das ist seine einzigartige Rolle, und sie zieht sich durch sämtliche Kulturen weltweit.»

Die Wissenschaftlerin ist überzeugt, dass eine sichere Bindung zum Vater ein geringeres Risiko von späteren Angstzuständen und Depressionen bedeute. Auch bei den schulischen Leistungen hätten Väter einen Einfluss. Die Anthropologie lehrt sogar, dass sich während der Schwangerschaft der Frau auch der Hormonhaushalt des Mannes verändert – er baue bis zu einem Drittel des Testosterons ab.

In den CH-Media-Zeitungen lese ich, dass viele Männer schwer leiden, wenn ihnen durch die Mutter die Kinder entzogen werden. Oder wenn die Kinder das Interesse am Vater verlieren. Oftmals spiele der Einfluss der Mutter an dieser Entfremdung eine unheilvolle Rolle. Die Sonntagszeitung berichtete vom Kampf eines Vaters durch alle Instanzen. Er könne seinem Sohn nur noch heimlich beim Fussball zusehen, aber er gebe nicht auf.

Nach den Frauen und Müttern nun also wieder die Männer und Väter. Moderne Theorien begründeten, dass Väter eigentlich unnötig seien. Jetzt entdeckt man sie neu. Oder ist es so neu doch wieder nicht? Schauen wir einmal, wohin das führt.