Rein in den Dritten Weltkrieg. So könnte auch die Überschrift für einen Vorschlag lauten, den gerade Marie-Agnes Strack-Zimmermann öffentlich gemacht hat.

Auf die Nachricht, wonach Soldaten aus Nordkorea in den Ukraine-Krieg für Russland eingreifen sollen, fällt der FDP-Politikerin eine «spezielle» Idee ein. Die «westliche Welt» müsse eine Antwort finden: «Und sei’s, dass jedem nordkoreanischen Soldaten in russischer Uniform ein Nato-Soldat in ukrainischer Uniform gegenübersteht.»

Mit anderen Worten: Eröffnen wir doch den heissen Dritten Weltkrieg in der Ukraine. Die Nato im Kampf gegen Russland? Das ist Politik am Abgrund.

Deutsche Soldaten, die unter der Nato-Flagge in die Ukraine ziehen, dort ukrainische Uniformen anziehen und dann auf Russen schiessen? Als Betrachter des politischen Geschehens liesse sich annehmen, dass damit nun der Gipfel politischer Verkommenheit erreicht ist.

Doch weit gefehlt: Wohl wissend, dass Deutschland mit seiner historischen Schuld auf den Schultern für den Tod von etwa 27 Millionen Menschen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion verantwortlich ist, das heisst auch für den Tod von Millionen von Russen, reagiert die Politik in Deutschland auf den Vorstoss der FDP-Politikerin mit: Ignoranz! Während sonst das Empörungsgetue des Politbetriebes auf «sofortiges Maximum» gestellt ist, ist an dieser Stelle ein lautes, dröhnendes Schweigen zu vernehmen.

Die FDP liegt in vielen Bundesländern längst fern unterhalb der 5-Prozent-Hürde. Und die Führungsspitze um Christian Lindner? Wie reagiert die auf den Vorstoss der Parteikollegin? Gibt es eine Art «Machtwort» irgendwo, irgendwie? Wo sind die Liberalen, wenn man sie braucht?

In einem Krieg zwischen Nato und Russland würde die Freiheit ganz schnell unter die Panzer kommen. Wenn deutsche Soldaten an die vorderste Front müssten und Atomraketen einschlügen, dann ist die Freiheit dahin. Darf man als Bürger von einer liberalen Partei erwarten, dass sie das versteht? Noch eine andere Bemerkung sei gestattet: Kämpfen nicht längst westliche Soldaten als Söldner in der Ukraine?

«Sie brauchen keine Nato-Soldaten in die Ukraine schicken. Ich ziehe meine Uniform aus, unterschreibe einen Vertrag und gehe in die Ukraine. Ich bin kein Angehöriger der österreichischen Streitkräfte mehr, sondern Vertragsbediensteter. Das ist die Lösung, die wir sehen. Was man daraus schliessen kann, ist, dass sich eine hohe Zahl ausländischer Söldner in der Ukraine befindet. Aber nicht von Nato-Soldaten.»

Das sind die Worte von Markus Reisner, Oberst des österreichischen Bundesheeres. Die verdeckte Konfrontation zwischen Nato und Russland ist also schon am Laufen. Wie viel Benzin soll noch in diesen Krieg geschüttet werden?

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.