Zwölf Jahre sind ins Land gegangen, seit die FIFA 2010 die WM an Russland und Katar vergab. Da und dort gab es Proteste, vor allem von den mächtigen Mitkonkurrenten USA und England.

Von Stimmenkauf war die Rede, von der Hitze in der Wüste. Doch Mauscheleien bei der FIFA sind keine katarische Exklusivität. Und wenn man allein auf das Klima achten würde, wären die Hälfte aller Länder vom Fussball ausgeschlossen.

Von Menschenrechten, Alkoholprohibition oder Gender-Diskriminierung sprach damals noch keiner. Auf diese Idee kam man erst im Zuge des Woke-Hypes. Also ob das etwas Neues wäre.

Wie verlogen.

Globale Sportveranstaltungen haben es in sich, dass sie auch in Ländern stattfinden, in denen unsere Wertvorstellungen nicht gelten. Der Sport steht jenseits von Ideologie, Religion und Politik.

Und so muss es unbedingt bleiben. Gerade in kriegerischen Zeiten. Der sportliche Wettkampf ist das einzige, was uns Menschen, unbesehen von Rasse, Klasse und der Gesinnung, global verbindet.

Genf und Lausanne, ansonsten nicht sehr wählerisch im Umgang mit Potentaten, sind bereits im letzten Oktober auf den Katar-Cancel-Zug aufgesprungen. Nicht aus Überzeugung, sondern aus Opportunismus. Man wollte im internationalen Chor der Selbstgerechten mitsingen.

Nach langem Zögern folgt nun auch Zürich. Und verweigert kurz vor dem Start die Bewilligung für ein öffentliches Public Viewing im Langstrassen-Viertel.

Die verantwortliche Polizeidirektorin Karin Rykart versteckt sich feige hinter einer (unverbindlichen) Motion des Gemeinderates. Und überhaupt: Das öffentliche Feiern sei schlecht für das Klima, das Interesse an der WM sei gering.

Warum dann das faktische Verbot, wenn eh keiner hingeht?

Wie kläglich, Frau Rykart.

Kein Zweifel – in der arabischen Welt ist Freiheit ein Fremdwort. Doch mit dem amtlich verordneten Griesgram geht die aufgeklärte Welt genau in diese Richtung.

Setzen wir ein Zeichen, geniessen wir die WM! Wenn die Schweiz nicht punktet, dann feiern wir halt mit Brasilien, Spanien, Kamerun oder Kroatien und notfalls sogar mit den Deutschen – auf der Strasse.