Murad Saidow, Kommandant der tschetschenischen Truppen in der Ukraine, ist seinem Republikchef und Putin-Getreuen Ramsan Kadyrow treu ergeben. Saidow, langer grauer Bart und kräftiger Körperbau, behauptet, seine Männer seien nur für Polizeieinsätze und Sicherungsaufgaben zuständig. Doch das ist eine masslose Untertreibung. Die Tschetschenen werden eingesetzt, um an vorderster Front in der Schlacht um Mariupol zu kämpfen.
Über die bisherigen und die geplanten Militäroperationen mag Saidow zwar nicht sprechen. Aber er verrät uns anhand einer Karte, auf welchen Wegen er und seine Truppen in den Südosten der Ukraine gelangt sind. Und, sagt er, bereits vor der Invasion hätten sie auf der Krim trainiert und sich auf den kommenden Krieg vorbereitet. Jetzt spielen die Tschetschenen eine strategische Schlüsselrolle. Ihre militärische Bedeutung sei so gross, dass sie in Moskau ihr politisches Gewicht ausspielen können. So zögere Kadyrow nicht, Putin zu kritisieren, was nur wenige russische Politiker wagen würden.
Als zum Beispiel der russische Präsident seinen Truppen befahl, sich aus der Region Kiew zurückzuziehen, um sich auf die Ostukraine zu konzentrieren, widersprach ihm die tschetschenische Nummer eins. Er wehrte sich gegen Zugeständnisse an die Ukraine. Dass es darauf nicht zum Konflikt zwischen Putin und Kadyrow, der ein «loyaler Soldat des Präsidenten» sei, gekommen sei, zeige den Einfluss des Tschetschenen in Moskau.
Wie stark die Präsenz der Tschetschenen ist, erfahren wir beim Verlassen von Melitopol, einer von den Russen eroberten Stadt im äussersten Süden der Ukraine. Zunächst wird unsere Identität an zwei Kontrollpunkten überprüft, wo Spezialeinheiten des Kreml in ihren schwarzen Uniformen und mit verdeckten Gesichtern stationiert sind und die vorbeifahrenden Autos kontrollieren. Im nahe gelegenen Stützpunkt sind die muslimischen Kämpfer aus der Kaukasusrepublik untergebracht. Sie gelten als furchtlose Kämpfer, deren Hauptaufgabe darin besteht, das in Mariupol verschanzte Asow-Regiment auszuschalten.
Wachsoldaten begrüssen uns beim Betreten des Stützpunktes mit «Allahu akbar». Im Wohnzimmer der Basis hängen eine tschetschenische und eine russische Fahne an der Wand. Schon in der Eingangshalle wird das martialische Klima offensichtlich. Auf Tischen und Sofas liegen Pistolen und Maschinengewehre, auch Magazine. Gebetsteppiche zeugen vom religiösen Eifer der Krieger. Einerseits. Anderseits gönnen sich einige Kämpfer aber auch Cognac und servieren ihn den Gästen in grossen Bechern. «Das ist haram» , also ein Verstoss gegen den Koran und «eine Sünde», sagt ein Soldat zwar schuldbewusst. Doch dann trinkt er den Cognac trotzdem. Um ihn herum reinigen die Soldaten ihre Kalaschnikows, bereit für den nächsten Kampf.
Fast alle Krieger haben einen Bart, bei vielen ist nur der Schnurrbart rasiert. Sie haben Militäruniformen an, manche verdecken ihre Gesichter unter Sturmhauben. Auf Befehl ihres Anführers eilt ein Trupp aus dem Gebäude, steigt in die bereitstehenden Fahrzeuge. Und fährt davon.
Mir reichen schon die zumindest offiziell unbewaffneten angeblich verfolgten und geflüchteten tschetschenischen Großfamilien, die hier in einem Brandenburger Landkreis untergebracht wurden und deren Jungmänner von zehn bis vierzig Jahren sich hier gegenüber ihren Gastgebern aufführen, wie die Axt im Walde.
Ein zwar kleiner, aber dafür direkter und offensichtlich freier Bericht von der russischen Seite. "... das in Mariupol verschanzte Asow-Regiment ..." Aha. Das wird woanders verschwiegen.
1978 war ich mit Jugendtourist drei Wochen in Vietnam. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, welche Greul- und Mordtaten unser "Lieber Bruder" USA dort von 1964 bis 1975 verübt hat. Städte und Dörfer wurden zerbombt und niedergebrannt, ganze Landstriche mit chemischen Kampfstoffen entlaubt, Kinder mit Napalm verbrannt, Hinrichtungen verübt, Folterungen vorgenommen. Der Ammi hat drei Millionen Vietnamesen ermordet und Hunderttausende vergiftet, an Leib und Seele verstümmelt.