Das Englische kennt den Ausdruck der loose cannon. Ein Schiffsgeschütz, das sich aus der Vertäuung gerissen hat, wild über das krängende Deck rollt und alles niederwalzt, was sich ihm in den Weg stellt.

Maximilian Krah ist so eine Kanone für die AfD. Er hat schon jetzt unermesslichen Schaden angerichtet und das Potenzial, das Schiff zu versenken.

Nebenbei gefährdet er das Projekt einer gemeinsam auftretenden europäischen Rechten. Marine Le Pen und Matteo Salvini wollen seinetwegen nichts mehr mit der AfD zu tun haben.

Nach seinen jüngsten unsäglichen Äusserungen hat die Parteiführung dem Spitzenkandidaten für die Europawahl ein Auftrittsverbot auferlegt und ihm einen Maulkorb verpasst.

Als ob das helfen würde. Krah ist unfähig, die eigene Schuld zu erkennen. Auch jetzt wittert er wieder finstere Mächte, die sich seiner bedienten, um der AfD zu schaden.

Gewiss, der Zeitpunkt der Enthüllungen über seinen Mitarbeiter als möglichen China-Spion war fragwürdig und roch nach gezielter Kampagne.

Dasselbe konnte man von der zeitgleich losgetretenen Kampagne gegen Petr Bystron, den Zweiten auf der AfD-Liste, sagen.

Doch welch ein Unterschied: Bystron reagierte kühl, gelassen und souverän. Krah tingelte trotz Auftrittsverbot kreischend als Verschwörungsopfer durchs Land.

Man muss wissen, wann man besser den Mund hält, doch diese Kunst beherrscht Krah nicht. Und so sinnierte ausgerechnet er als ein deutscher Kandidat für eine europäische Wahl, ob SS-Leute per se Verbrecher gewesen seien. Obendrein in einer Zeitung aus Italien, einem Land, in dem die SS wütete.

Selbstkritik, Reue – Fehlanzeige. In seiner Verwandtschaft habe es Leute gegeben, die Nazis, aber trotzdem nett gewesen seien, meinte Krah. Das liegt auf der Argumentations-Ebene von «Hitler war nicht ganz schlecht, er hat doch die Autobahnen gebaut».

Mit der entfesselten Kanone hat Krah gemein, dass sich beide schlecht einfangen lassen. Bis zum Wahltag steht er auf Platz eins der AfD-Liste. Niemand kann ihn von dieser entfernen, nicht einmal er selbst per Rücktritt. Er ist praktisch schon gewählt.

Doch dann sollte er sein Mandat niederlegen und sich aus der Politik zurückziehen. Wenn schon nicht aus Anstand, dann aus der Einsicht heraus, dass er seiner Partei und deren Wählern nur mit diesem Schritt einen letzten Gefallen erweisen kann.

Die 3 Top-Kommentare zu "Rechts-Bruch zwischen Le Pen und AfD: Maximilian Krah wird für Deutschlands Oppositionspartei zur Hypothek. Wie umgehen mit dem unkontrollierbaren Spitzenkandidaten für die Europawahl?"
  • Bill48

    Es kotzt mich an, dass in den Deutschen Nachrichten täglich an die Nazivergangenheit proklamiert wird und wehe einer sagt etwas positives aus der Zeit. nicht nur die Deutschen haben im 2. Weltkrieg Verbrechen begangen auch die Alliierten haben viele Verbrechen an die deutsche Bevölkerung begangen. Darüber wird geschwiegen. Alle hassen Deutschland bzw. die deutsche Bevölkerung. Das will man mit der Umvolkung ändern.

  • luke.tam

    Ich lese Herrn Koydls Kommentare jeweils mit grossem Vergnügen, bei diesem bin ich eher auf tusneldas Linie. Sicherlich wäre es klüger gewesen, sich nicht mehr öffentlich zu äussern, um Angriffe von den Altparteien zu vermeiden. Bei dieser geschlossenen Phalanx von abgebrühten Feinden findet sich immer ein Anlass für eine neue Breitseite, auch wenn's nur eine simple Lüge ist (s. Wannsee-Konferenz). Ich habe kürzlich Krah im Gespräch mit Helmut Rheinhardt gehört: kein einziges Wort zu beanstanden

  • tusnelda

    Kann der Autor die Aussage, dass nicht alle SS-Leute Verbrecher waren widerlegen? Es wird hier auf die Reaktionen italienischer und französischer Politiker verwiesen. Ich weiß nicht, wie es anderen damit geht, aber ich bin viel eher an den Tatsachen interessiert. Ja und Hitler hat möglicherweise auch gute Seiten gehabt. Immerhin wurde er im ersten Weltkrieg zweimal lebensgefährlich verletzt, was heutzutage eine jahrelange Psychotherapie nach sich zöge.