Es tönt fast zu romantisch, um wahr zu sein: Das einfache Fussvolk lehnt sich gegen das Establishment auf. Es wirft Tennisbälle auf den Platz, stört den Hausfrieden mit ferngesteuerten Autos, droht mit Boykott – und das in einer Zeit, in der beispielsweise Saudi-Arabien mit Petro-Milliarden den gesamten Fussball aufkaufen will.

In der Bundesliga wird es vorderhand nicht so weit kommen. Nach leidenschaftlichen Fanprotesten ist ein geplanter Investoren-Deal geplatzt. Den Klubs der beiden höchsten Ligen entgehen insgesamt zwei Milliarden Euro – eingeschossen durch global tätige Investmentfirmen, die im Fussball das grosse Geschäft wittern. Als Gegenleistung für den Geldsegen sollten die Investoren einen Teil der Medienvermarktungsrechte der Ligen erhalten – zunächst wurde über eine 12,5-Prozent-Beteiligung abgestimmt, dann über 8 Prozent.

Diesem Vorschlag stimmten im vergangenen Dezember die 36 Profiklubs zu. Allerdings wurde die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp erreicht.

Doch unter dem Druck der Öffentlichkeit machte die Deutsche Fussball-Liga (DFL) nun einen Rückzieher – zu gross war die Angst vor einem Liebesentzug durch die Fans, zu divergierend waren aber auch die Interessen von Liga, Verband und Klubs.

Während Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Aufsichtsratsvorsitzender der DFL, kleinlaut sagt: «Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich, auch wenn es eine grosse Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt», feiern die Fans einen bemerkenswerten Sieg. Sie haben sich mit kreativen und unablässigen Protesten Gehör verschafft – und etwas in Erinnerung gerufen, das schon fast in Vergessenheit geraten war: Der Fussball gehört allen – nicht nur den milliardenschweren Investoren und dem neureichen Establishment.