Es ist der Moment, auf den viele Fans des Bitcoins (BTC) hingefiebert haben: Heute soll die US-Börsenaufsicht SEC die Zulassung der BTC-ETFs bekanntgeben.

ETFs sind Fonds, die einen Vermögenswert abbilden, in welchen Privat- und Grossanleger auf einfachem Börsenwege investieren können. Es ist ein Finanzprodukt für alle, denen der konventionelle Weg, Bitcoin zu kaufen, bisher aus irgendwelchen Gründen zu umständlich war, die aber sehr wohl gerne am Wertgewinn von Bitcoin partizipieren wollen.

Blackrock, Grayscale, Ark, Fidelity und einige andere haben sich seit Monaten um die Zulassung eines solchen ETFs bemüht. Der Hype im Vorfeld war deutlich spürbar: Obwohl Bitcoin eigentlich erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres in den nächsten Hausse-Zyklus einschwenken sollte, ist die älteste Kryptowährung, die vor kurzem ihren 15. Geburtstag feierte, schon im Jahr 2023 um fast 150 Prozent gestiegen. Sicher auch ein Vorspiel auf den Hype um den ETF. Niemand will jetzt den Kryptozug verpassen. «FOMO» (Fear of missing out, zu Deutsch: Angst, etwas zu verpassen) macht sich breit.

Der ETF ist ein Ritterschlag für Bitcoin. Und zudem ein Ritterschlag für die Idee des deflationären, zensurresistenten und dezentralen Geldes von unten, welches immer mehr als Alternative zu Gold wahrgenommen wird. In Zeiten von anschwellender Inflation fungiert Bitcoin wie ein Spiegelbild zu staatlichem Geld. Was Letzteres an innerem Wert beständig verliert, saugt Bitcoin an wie ein neuer Planet und sichert die Kaufkraft besser als jede andere Vermögensklasse.

Bitcoin hat die ganze Kurve der Massenannahme durchlaufen: zuerst als Nerd-Geld belächelt, dann lange als Währung von Kriminellen verspottet, schliesslich in die Ecke eines virtuellen Casinos gestellt, ist Bitcoin jetzt offiziell zu gross geworden, als dass ihn die Hochfinanz noch ignorieren könnte. Wobei: Sie könnte schon. Sie will es nur nicht mehr.

Die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Immerhin haben das nun alle verstanden. So will man wenigstens ein Teil vom Kuchen haben. Kasse machen die ETF-Anbieter dabei über Gebühren. Gerade versuchen sich die Betreiber gegenseitig zu unterbieten, locken mit Niedriggebühren-Angeboten. Es beginnt ein klassischer Landsturm auf ein Stück von Kryptopia. In der Szene wird spekuliert, dass zwischen zwei und fünf Milliarden Dollar über vermögende Kunden schon bald in diese ETFs fliessen könnten – was den Bitcoin, dessen Angebot strikt auf 21 Millionen Stück begrenzt ist, durch einen Nachfrageschock in den nächsten Kurshimmel katapultieren könnte.

Das wiederum müsste sich erst noch zeigen. Da es bei Bestätigung des ETFs auch einige geben wird, die bei positiven Nachrichten erst mal verkaufen, könnte sich der zuletzt stark gestiegene Kurs erst auch wieder über die nächsten Monate abkühlen. Gleiches dürfte auch passieren, wenn der ETF erneut aufgeschoben würde.

Unabhängig vom ETF lohnt sich ein Blick auf den Bitcoin als langfristige Beimischung zum Vermögenserhalt. Auch das Vermögen der Schweizer wäre hier besser aufgehoben. Lucius Meisser von Bitcoin Suisse hat mal errechnet, was die Schweizer Nationalbank hätte verdienen können, wenn sie seit Mitte 2022 jeden Monat 1 Milliarde Franken in Bitcoin investiert hätte: Sie sässe heute auf über 40 Milliarden, davon 11,8 Milliarden Gewinn. Sie entschied sich aber, zu 80 Prozent in Inflationsgeld von der Sorte Dollar und Euro zu gehen. Im Jahr 2023 wies sie einen Verlust von 3 Milliarden auf.

Bitcoin ist eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Lohnenswerter, als die besten Kurseinstiege zu suchen, aber selten zu finden, ist es, regelmässig per Sparplan in Bitcoin zu investieren. Man nutzt so den «Cost-Average-Effekt» und kauft längerfristig zu besseren Kursen als über punktuelle Einzelinvestments. Solche Sparpläne gibt es bereits auch von Schweizer Anbietern wie dem Zürcher Start-up Relai.app, das es in wenigen Jahren schon auf knapp 300.000 App-Downloads und Millionen-Umsätze gebracht hat. So sorgt eine globale Erfolgsgeschichte auch für Schweizer Erfolgsgeschichten. Man muss die Zeichen der Zeit nur erkennen; früher als die Schweizer Nationalbank.

Milosz Matuschek ist Jurist und Publizist. Er schreibt Kolumnen für die Weltwoche und betreibt die Publikation Freischwebende-Intelligenz.org. Vor kurzem erschien sein neues Buch «Stromaufwärts zur Quelle» (Philalethes Publishing/BoD, 2023). Im Februar geht der Autor auf Lesereise in der Schweiz und in Süddeutschland.