Ron DeSantis wird nachgesagt, dass es ihm an Charisma fehle. Ein «ehemaliger [DeSantis-]Kongressmitarbeiter» beschrieb ihn letzten Herbst gegenüber Vanity Fair «als einen Menschen mit der Persönlichkeit eines Stücks Papier». Derzeitige Unterstützer befürchten, dass der Präsidentschaftskandidat seine Anziehungskraft mit obsessivem Kulturkampf-Geschrei aufzupeppen versucht.

DeSantis, der in den nationalen Vorwahlumfragen unter Republikanern dreissig Punkte hinter Donald Trump liegt, ist jetzt in eine Kontroverse über ein obskures Video verwickelt, das sein Twitter-Account «DeSantis War Room» zum Abschluss des Pride Month veröffentlichte. Die ruppige Montage zeigt eine Cheerleader-Drag-Queen, einen gebräunten männlichen Bodybuilder, den Schauspieler Christian Bale und Aufnahmen von Trump, der verspricht, «alles in meiner Macht Stehende zu tun, um LGBTQ-Bürger zu schützen». Richard Grenell, ehemaliger stellvertretender Direktor des nationalen Nachrichtendienstes im Weissen Haus und der erste offen schwule Kabinettsbeamte der US-Geschichte, prangerte den Clip schnell als «unbestreitbar homophob» an. Wahlkampf-Guru Karl Rove nannte den Beitrag «rätselhaft» und einen «unerzwungenen Fehler». Die republikanische Politik-Analystin Sarah Longwell warnte in der New York Times, dass DeSantis potenzielle Wähler aus den Vorstädten und mit Hochschulbildung verprelle.

Der ehemalige Marineleutnant scheint alles zu versuchen, im Kampf gegen Trump das Ruder herumzureissen. Während eines Auftritts auf Fox News hielt DeSantis harte Reden über Grenzsicherheit und versprach, «am ersten Tag einen neuen FBI-Direktor zu installieren». Vielleicht muss er zuerst im eigenen «War Room» etwas Ordnung schaffen.