Was die Beteiligung am Arbeitsmarkt anbetrifft, so liegt die Schweiz 2021 mit 79,3 Prozent fast gleichauf mit den Niederlanden (81,1) und Island (79,9) an der Spitze der europäischen Rangliste. Am Ende rangieren Länder mit einem tiefen Lebensstandard, Griechenland (57,2 Prozent), Italien (58,2) und Rumänien (61,9). In Deutschland und Österreich beträgt die Beteiligung 75,8 und 72,4 Prozent, womit beide Länder deutlich über dem EU-Durchschnitt von 68,4 Prozent liegen. Die Beschäftigungsquote der Frauen erreicht in der Schweiz hohe 75,4 Prozent. Nur in den Niederlanden und in Island ist ihre Teilnahme noch höher, während sie in Griechenland und Italien nicht einmal die Hälfte beträgt.
Die Beteiligung am Arbeitsmarkt sagt noch nichts über die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden pro Woche und die Abwesenheiten aus. Aber auch aus diesen Statistiken geht klar hervor, dass die Schweizerinnen und Schweizer einen grösseren Arbeitseinsatz leisten als Resteuropa. In der Schweiz stellte sich die wöchentliche Arbeitszeit der Vollzeitbeschäftigten auf 43,6 Stunden. Österreich bringt es immerhin auf 41,8 Stunden, während Deutschland sogar marginal unter dem EU-Durchschnitt von 40,5 Wochenstunden liegt. Nur in Serbien (44,2 Stunden) soll pro Woche noch länger gearbeitet werden, während es in Skandinavien mit rund 39 Stunden rund 10 Prozent weniger sind als in der Schweiz.
Etwas über 60 Prozent der Frauen in der Schweiz, das sind mehr als doppelt so viele wie in der EU, arbeiten in Vollzeit, was nur noch von den Holländerinnen übertroffen wird. Und selbst die Teilzeit-beschäftigen Frauen leisten mehr Arbeitsstunden als in anderen Ländern. Auch in dieser Liste rangiert die Schweiz mit 23,9 Stunden mit in der Spitzengruppe. Österreich liegt mit 21,9 Stunden gleichauf mit dem EU-Durchschnitt, Deutschland mit 21,5 Stunden leicht darunter. In fünf EU-Ländern und in Norwegen arbeiten die Teilzeitbeschäftigten weniger als 20 Stunden pro Woche.
Ferien- und Feiertage verkürzen die geleisteten Arbeitsstunden signifikant, aber auch die krankheitsbedingten und sonstigen Abwesenheiten (Mutterschaft, Militär, etc.) und die Überstunden variieren von Land zu Land stark. Dennoch kann man die effektiv geleisteten Arbeitsstunden hochrechnen, um einen Überblick über die Arbeitsfreudigkeit eines Landes zu gewinnen. Die statistischen Auswertungen der OECD teilen diese Arbeitsstunden simpel durch die Anzahl der Beschäftigten, ohne zwischen Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten zu differenzieren. Angesichts der grossen Unterschiede im Ausmass der Teilzeitarbeit und der Beteiligung am Arbeitsmarkt erscheint dieser Vergleich deshalb nicht sehr aussagekräftig.
Aufschlussreich ist ein internationaler Vergleich der geleisteten Arbeitsstunden im Vergleich zum BIP, denn diese Gegenüberstellung zeigt die Produktivität einer Volkswirtschaft. Die letzte Statistik, die diese Rangliste inflations- und kaufkraftbereinigt zeigt, stammt aus dem Jahre 2019 (Ourworldindata.org). Sie zeigt die Schweiz auf Rang drei hinter Norwegen und Irland, aber vor Luxemburg, Dänemark, den USA, den Niederlanden, Deutschland und Frankreich. Während für die Schweiz eine Wertschöpfung von 83 Dollar pro Arbeitsstunde errechnet wird, sind es für Deutschland je rund 69 Dollar, für Österreich 65 Dollar. China bringt es trotz jahrelangem enormem Wachstum erst auf 12 Dollar, Indien auf 8,7 Dollar.
Es kommt somit nicht nur auf die geleisteten Arbeitsstunden an, sondern auch auf die Wertschöpfung. Eine hohe Produktivität ist in Nordeuropa anzutreffen, während der Süden chronisch unter Ineffizienzen leidet. Deshalb muss man sich auch nicht wundern, dass die Nettoverdienste der EU-Länder gemäss Eurostat nur 36 Prozent jener der Schweiz entsprechen und dreizehn EU-Länder noch wesentlich darunter liegen. Deutschland bringt es auf 47 Prozent, Österreich auf 51 Prozent.