Vor kurzem hat die Rektorin der Universität Basel, Andrea Schenker-Wicki, moniert, dass viele Studierende «wirklich nicht mehr korrekt schreiben» können. Das ist auch die Klage vieler Unternehmer über ihre Auszubildenden.

In einem ganzseitigen Interview der Basler Zeitung wischen nun die Co-Rektoren des Gymnasiums Liestal, Andreas Langlotz und Urban Kessler, diese Bedenken souverän beiseite: «Die Jungen können heute besser diskutieren und argumentieren» – so auch der Titel des Gesprächs.

Das ist eine flotte Aussage – ganz im Sinne des Zeitgeists. Auf die Bedeutung der Rechtschreibung gehen die beiden Pädagogen nicht weiter ein; auch das entspricht dem Zeitgeist, der mit Vorschriften, Gesetzen und Regeln bekanntlich nichts mehr am Hut hat.

Dabei geht Grundsätzliches vergessen: Ohne Regeln können wir nicht leben, wäre ein Miteinander gar nicht mehr möglich.

Eigentlich gehört zum pädagogischen Basiswissen, dass Kinder nur über Regeln lernen, mit anderen zu kooperieren. «Ohne Regeln sind die Menschen verloren», schreibt die amerikanische Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston in ihrem grundlegenden Werk «Regeln»; sie war im Übrigen am vergangenen Sonntag gerade in der «Sternstunde Philosophie».

Regeln haben eine Wegweiserfunktion für den Alltag; zum Beispiel für Verkehrszeichen braucht es eine korrekte und einheitliche Orthografie – sonst bricht auf den Strassen das Chaos aus. Die Wissenschaft weiss, dass schon ein fehlendes Komma Verwirrung stiften kann.