Wahrscheinlich könne das 1,5-Grad-Ziel von Paris nicht eingehalten werden, prophezeite die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf kürzlich. Als Grund wird neben den menschlichen Emissionen das Niño-Phänomen vermutet. Es handelt sich dabei um eine Erwärmung des üblicherweise eiskalten Humboldtstroms an der Pazifikküste Südamerikas.

Wie üblich mündete das Orakel in eine düstere Warnung: «Dies wird weitreichende Auswirkungen auf Gesundheit, Nahrungsmittelsicherheit, Wassermanagement und die Umwelt haben.»

Ich lebe zufälligerweise in dieser Gegend, in Lima, Peru. Tatsächlich hat es dieses Jahr hier an Orten geregnet, die üblicherweise staubtrocken sind. Obwohl längst Spätherbst sein sollte, geniessen wir sommerliche Temperaturen. El Niño eben.

Schon die spanischen conquistadores haben das Phänomen beschrieben, welches seit Urzeiten mit sturer Regelmässigkeit alle paar Jahre eintritt. Für gewisse Bauern ist der Regen ein Segen, andere leiden an den Überschwemmungen.

Auch in den Anden gehen die Gletscher seit gut 160 Jahren zurück. Genau wie in den Alpen waren sie aber seit der letzten grossen Eiszeit mehrmals kleiner als heute. Dazu gibt es viele Theorien: Vulkane, Meteoriten, eine Verschiebung der Erdachse. Doch kein Mensch weiss sicher, warum das so ist.

In der Nähe meines Hauses gibt es – mitten in der Wüste – eine archäologische Grabstätte aus der Inka-Zeit. Als die Menschen vor rund 700 Jahren dort lebten, muss es Wasser gegeben haben. Niemand weiss sicher, warum das so war.

Nach jeder Niño-Flut versprechen die Regierungen Massnahmen zur Bändigung vor Wildwassern. Doch wenn es nach ein paar Jahren zur nächsten Katastrophe kommt, stellt man ernüchtert fest: Statt Schutzbauten wurden Häuser in den sattsam bekannten Gefahrenzonen erstellt.

Mit dem Hype um den Klimawandel haben die Regierungen nun einen willkommenen Vorwand für ihr verantwortungslose Nachlässigkeit gefunden: Schuld am Elend sind die reichen Industrieländer mit ihrem CO2-Ausstoss. Als ob das Niño-Phänomen etwas Neues wäre.