Erst war da die russische Winteroffensive, die nie stattfand.

Nun gibt es die ukrainische Frühjahrsoffensive, die auch nicht stattfindet.

Gut, Moskau hatte nie eine Offensive angekündigt. Das war der britische Geheimdienst. Dass dessen Vorhersagen so faktenreich sind, wie ein 007-Drehbuch, dürfte sich herumgesprochen haben.

Doch der ukrainische Angriff wurde hochoffiziell verkündet – von Kiew, von der Nato, und, ja, auch vom britischen Geheimdienst.

Nun aber hat Präsident Wolodymyr Selenskji den Angriff vertagt. Man habe noch nicht alles zusammen, sagte er.

Das kann Taktik sein, um Moskau in Sicherheit zu wiegen. Doch wahrscheinlicher ist ein anderes Szenario.

Mit der Ankündigung der Offensive wurden Erwartungen geweckt auf einen ukrainischen Durchmarsch. Was aber, wenn der Angriff nur magere Gewinne erzielt? Was, wenn er steckenbleibt?

Seit Tagen erleben wir, wie zurückgerudert wird. Man dürfe sich nicht zu viel versprechen. Der Krieg werde noch lange dauern.

Dahinter steckt eine bittere Erkenntnis. Die Geduld der Völker ist begrenzt. Sie hätten gern an den ukrainischen Durchmarsch geglaubt – Hauptsache, er beendet diesen unnützen und teuren Krieg.

Aber auch ohne erfolgreiche ukrainische Offensive könnte dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Nur nicht so, wie man sich das in Washington und Brüssel wünscht.