Der Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch hat am Dienstag seine Kandidatur für den Bundesrat bekanntgegeben. Selten drängte ein Parlamentarier mit grösserer Entschlossenheit in die Landesregierung. Selten stand sich ein Kandidat dabei selber derart im Wege wie Jositsch.

Als er vor einem Jahr seine Ambitionen für die Nachfolge von Bundesrätin Simonetta Sommaruga anmeldete, brandete ein Sturm der Entrüstung auf, weil er es wagte, einen Bundesratssitz ins Visier zu nehmen, den die SP-Frauen für sich beanspruchten. Jositsch störte es vor allem, dass die Partei- und Fraktions-Spitze offiziell nur Frauen für die Nachfolgewahl der Berner Bundesrätin zuliess.

Nun kommt die Retourkutsche der SP-Frauen: Nachdem Ende letzter Woche durchsickerte, dass Jositsch auch bei der Nachfolge für Alain Berset ins Rennen steigt, meldeten die SP-Frauen – allen voran Co-SP-Frauenpräsidentin und Super-Feministin Tamara Funiciello – ihre Ambitionen auch für diesen Sitz an. Die neue SP-Co-Fraktionschefin Samira Marti erklärt in der NZZ am Sonntag, für die SP sei klar, dass Männer und Frauen für den Bundesrat kandidieren dürfen.

Also: Wenn es um den Sitz einer SP-Bundesrätin geht, dürfen nur Frauen kandidieren, wenn es aber um die Nachfolge für einen SP-Mann geht, dürfen Frauen und Männer kandidieren.

Es wird für Jositsch so noch etwas schwieriger, auf ein offizielles SP-Ticket zu kommen, falls die SP tatsächlich mit einem gemischten Doppel antreten sollte.

Was für ein Drama, wenn der Zürcher Ständerat, der gerne Bundesrat wäre, noch einmal scheitern würde.