Ach, der Stern. Spielt sich auf in Fräulein-Rottenmeier-Manier und tadelt: «Er provoziert und provoziert und provoziert.» Die Süddeutsche Zeitung schreibt herablassend von «Ansichten eines Clowns». Und der Tagesspiegel schimpft über das «Gefasel eines alten weissen Manns».

Mediale Beissreflexe gegen Thomas Gottschalk. Gehässig, böse – aber auch schrecklich langweilig. Die permanente Gereizt- und Überspanntheit, die in den etablierten Medien und in zig TV-Tribunalen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens zu erleben sind, haben längst ihr Ablaufdatum überschritten.

Mal wieder ist nichts geschehen, was die Skandalisierungs-Bestrebungen rechtfertigen könnten. Nichts, ausser dass ein Mensch das sagt, was er will. Und zugleich ist damit eigentlich viel passiert, denn wer wagt das heutzutage noch auf öffentlicher Bühne?

Was also war los? Showlegende Gottschalk wurde beim WDR-Talk «Kölner Treff» von Moderator Micky Beisenherz in die Mangel genommen, assistiert von einer strengst dreinblickenden Natalia Wörner. Thema war dabei auch sein aktuelles Buch, worin er sich unter anderem für Begriffe wie «Zigeunerschnitzel» und «Mohrenkopf» einsetzt.

Beisenherz’ Problem sind nicht nur diese Vokabeln, sondern dass das AfD-Wähler toll finden könnten, und mehr noch, dass sich Gottschalk überhaupt nicht daran stört. Dem nämlich sei, wie er sagte, «egal, von wem der Zuspruch kommt».

Aber halt. Es darf ihm nicht egal sein, der ideologisch getriebene Beisenherz macht Druck, will Gottschalk in die Kontaktschuld-Ecke drängen. Doch der dribbelt lässig davon. Und lässt die Hüter der Moral alt aussehen.

Gottschalks klare Ansage: «Ich bin nicht bereit, mich für das zu entschuldigen, was ich denke.»

Bravo, Thommy.

Ist nur zu hoffen, dass alle Nachahmer nicht erst warten, bis sie 74 Jahre alt werden und am Ende ihrer Karriere stehen.