Staatsrechtler Rupert Scholz kritisierte im Weltwoche-Interview die geplante Abstimmung des alten Bundestags über die Reform der Schuldenbremse scharf. Zwar sei das Vorgehen rechtlich zulässig, doch politisch halte er es für problematisch. «Der alte Bundestag, der eigentlich abgewählt ist, ist im Amt. Er kann Entscheidungen auch dieser Art treffen. Rechtlich.»

Politisch sei das jedoch nicht vertretbar, so Scholz weiter: «Wenn das geschieht, halte ich es für unverantwortlich. Man ist abgewählt, und der neue Bundestag ist halt nur noch nicht konstituiert.» Wichtige Zukunftsentscheidungen wie die Reform der Schuldenbremse sollten nicht von einem Parlament getroffen werden, das nicht mehr vom Wähler legitimiert sei.

«Das kann nur, was die Akzeptanz unseres politischen Systems angeht, zu vielen, nennen wir es einmal, Fehlschlüssen in der Öffentlichkeit führen», warnte Scholz. Die Verantwortung liege beim neuen Bundestag und bei der kommenden Bundesregierung.

Das Bundesverfassungsgericht hatte am Freitag entschieden, dass der alte Bundestag noch einmal zusammenkommen darf, um über das Sondervermögen abzustimmen. Eilanträge von AfD und Linken dagegen wurden abgelehnt.

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