SPD-Chefin Saskia Esken sieht sich massiver Kritik aus den eigenen Reihen ausgesetzt: Grund ist ihre Ankündigung, erneut für den Bundestag kandidieren zu wollen, obwohl sie zuvor mehrmals betont hatte, nach drei Amtszeiten nicht mehr anzutreten.

Diese Kehrtwende sorgt in ihrem Wahlkreis Calw, Baden-Württemberg, für Spannungen. Ein SPD-Kreisverbands-Mitglied und ehemaliger Ministerialdirektor, Manfred Stehle, wirft Esken öffentlich «Wortbruch» vor, schreibt die FAZ. Er betont, sie untergrabe damit nicht nur ihre persönliche Glaubwürdigkeit, sondern schade auch der SPD, der sie als Co-Vorsitzende besondere Verantwortung schulde. Unterstützer Eskens wie die SPD-Kreischefin Daniela Steinrode heben hingegen ihre engagierte Arbeit und starke Stimme im Kreis hervor.

Eskens ursprüngliche Ankündigung, sich nach drei Legislaturperioden zurückzuziehen, erfolgte im Herbst 2020. Der Süddeutschen Zeitung erklärte sie damals, eine Abgeordnetentätigkeit solle «kein lebenslanger Beruf» sein. Im Juni 2024 kündigte jedoch ein Sprecher Eskens überraschend an, dass sie für den Wahlkreis ein viertes Mal antreten wolle.

In der traditionell konservativen Region des Nordschwarzwalds konnte Esken bei der letzten Bundestagswahl nur 17,2 Prozent der Erststimmen gewinnen, gegen den CDU-Kandidaten Klaus Mack verlor sie deutlich.

Aber auch ohne Aufstellung durch ihren Kreisverband ist Esken der Wiedereinzug in den Bundestag so gut wie sicher. Wie schon bei den letzten Wahlen wird sie über einen Listenplatz einziehen.