Die Anzeige des russischen Botschafters in der Pretoria News war unübersehbar: Vor dreissig Jahren haben Südafrika und Russland diplomatische Beziehungen geknüpft, schrieb er schwärmerisch und gratulierte «unseren südafrikanischen Freunden», deren Schicksal dem russischen Volk nie gleichgültig gewesen sei.
In der Tat: Das gilt auch für die Gegenseite. Anders als Nigeria oder Kenia hat sich Pretoria durchweg geweigert, den russischen Angriff auf die Ukraine zu verurteilen. Mitte März bedankte sich Staatschef Cyril Ramaphosa geradezu überschwänglich bei «seiner Exzellenz Wladimir Putin» für die Entgegennahme seines Anrufs, ohne allerdings auf Sinn und Zweck des Telefonats einzugehen. Weit weniger kulant zeigt sich der ukrainische Präsident Selenskyj, der die Vermittlungsofferte Ramaphosas bis heute ignoriert hat.
Südafrikas Schulterschluss mit Moskau erstaunt nicht. Die Regierungspartei ANC hat erstens eine Vorliebe für Autokraten, zum Beispiel für Kubas Ex-Präsidenten Fidel Castro. Zweitens ist das Land auf Betreiben Moskaus in den Klub der sogenannten Brics-Staaten aufgenommen worden, dem neben Russland auch Brasilien, Indien und China angehören. Die von den Mitgliedern eingerichtete Brics-Bank ist der fehlgeschlagene Versuch, der Abhängigkeit von Weltbank und Währungsfonds zu entgehen.
Wenn das Land jetzt aber nicht aufpasst, könnte es wegen seiner Rückendeckung für Putin zum globalen Aussenseiter werden und seine verzweifelten Bemühungen um mehr Investitionen konterkarieren. Gerade erst ist der Anteil der Direktinvestitionen am Kap auf desaströse 14,2 Prozent des Sozialprodukts gefallen, verglichen mit knapp 22 Prozent vor der globalen Finanzkrise im Jahre 2008. Das tut weh: Die Arbeitslosigkeit ist auf die Rekordmarke von 35,5 Prozent gestiegen. Der Pro-Putin-Kurs ist riskant. Denn der Westen wird kaum Geld in einem Land anlegen wollen, das Russland so nah wie Südafrika steht – nur schon deshalb nicht, weil man so leicht auf einer neuer Sanktionsliste landen könnte.