Für die Medien war die erneute Wahl von Donald Trump ein Desaster. Statt nüchtern und neugierig zu berichten, haben sie Partei ergriffen für Kamala Harris und obsessiv gegen Trump Stellung bezogen.

Das Resultat würdigen sie deshalb nicht als demokratisches Faktum und als Ausdruck des Volkswillens, sie erleben es als persönliche Katastrophe, als Schock, als Waterloo. Erste Hilfe ist angesagt, Gruppentherapie für eine entgeisterte Branche.

Eigentlich dürfte man erwarten, dass ein solches Erlebnis einen Lernprozess auslöst – hin zu etwas mehr Bescheidenheit, mehr Neugierde, mehr Verstehen-Wollen, mehr Phänomenologie, mehr Vielfalt.

Fehlanzeige.

Aufgerappelt aus dem Kater der Wahlnacht, bläst die Gilde weiter zum Angriff, als wäre nichts geschehen. Das zeigt sich dieser Tage an Trumps Ernennungen, heissen sie nun Tulsi Gabbard, Matt Gaetz, Elon Musk oder Robert F. Kennedy Jr.

Man schaudert, man schäumt, man schiesst. Und dabei kommt es nicht einmal darauf an, ob es eine NZZ, ein Tages-Anzeiger, ein SRF, eine ARD oder eine FAZ ist. Im Blindtest würde man kaum einen Unterschied feststellen.

Was haben sich denn die Kollegen gedacht? Soll Trump etwa nicht eine Mannschaft bestellen, die seine Vision – die Vision der Wähler – von Amerika teilt? Würden sie auch so reagieren, wenn Harris gewonnen hätte und nun ihr Team zusammenstellte?

Natürlich nicht. Die Frage ist rhetorisch.