Grosse Aufregung in den Kapitalen und Redaktionsstuben. Trump will sich Grönland einverleiben! Er schliesst gar eine Militärintervention nicht aus. Noch nicht im Amt, zeigt er sein wahres Gesicht: das eines Imperialisten übelster Sorte.

Wird Trump tatsächlich einen Krieg gegen einen Nato-Partner vom Zaun brechen?

Das Grönland-Getöse ist ein typisch trumpscher Akt erster allgemeiner Verunsicherung. Mit Kalkül.

Jahrelang hat Dänemark sein gigantisches Territorium in der Arktis vernachlässigt. Jetzt kommt plötzlich Bewegung auf. Bloss Stunden nachdem Trump die Absicht bekundet hatte, den arktischen Brocken zu kaufen, kündigte Dänemark eine massive Aufstockung der Verteidigungsausgaben von 1,5 Milliarden Dollar an.

Begleitet von einem bemerkenswerten Eingeständnis: „Wir haben viele Jahre lang nicht genug in die Arktis investiert, jetzt planen wir eine stärkere Präsenz“, so Dänemarks Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen.

Trumps Grönland-Offensive ist kein launischer Akt eines Grössenwahnsinnigen. Sie ist im geostrategischen Kontext zu verstehen.

Wer erinnert sich an Putins Husarenakt, als er mit Mini-U-Booten eine russische Flagge zweieinhalb Meilen unter dem Nordpol auf dem Meeresboden pflanzen liess? Damit erhob er symbolisch Anspruch auf milliardenschwere Öl- und Gasreserven im Arktischen Ozean. Das war im Sommer 2007. Und sorgte bloss kurz für Aufregung.

2015 kreuzte Putin medienwirksam in einem Tauchboot in der Ostsee auf. Und kündigte Russlands Militärpräsenz in der Arktis an, ein Projekt, das nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aufgegeben worden war.

Seit der Invasion der Krim hat Russland die arktische Streitmacht aufgebaut. Und agiert dabei mit China.

Beim Rennen um die Arktis geht es um Bodenschätze. Das Eis auf Grönland schmilzt. Erdöl, Gas, Mineralien, riesige Uran-Reservoire werden zugänglich.

Es geht um See- und Handelsrouten. Und es geht um Verteidigung. Grönland schirmt die USA von Russland ab. Washington unterhält im Westen der Insel eine Luftwaffenbasis mit einem Raketen-Frühwarnsystem.

In einem nuklearen Schlagabtausch könnte Moskau Langstreckenraketen durch den schlecht überwachten Luftraum über Grönland abfeuern, warnen Militärexperten. «Aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse in der Arktis wären die US-Streitkräfte schlecht darauf vorbereitet, den Angriff zu entdecken und abzuwehren.»

Bei all dem Getöse um Trumps «Säbelrasseln» geht vergessen, dass das Interesse der USA an Grönland alles andere als neu ist – es ist eine Strategie, die mehr als ein Jahrhundert zurückreicht. Trump selbst hat sie vor Jahren bereits vorgebracht.

Derweil sind Russland und China – ohne viel Aufsehen in den Medien – in der Arktis vorgestossen. Die daraus folgenden wirtschaftlichen und militärischen Konsequenzen wurden von Washington und Europa unterschätzt.

Mit seinen Grönland-Ambitionen rüttelt Trump seine Verbündeten wach. Und macht seinen Kontrahenten Putin und Xi klar: Wir werden euch das Feld nicht passiv überlassen.